Freitag, 16. Mai 2008

definiere Beziehung

Die Eskimos haben hunderte von Wörtern für Schnee. Und wir haben dreimal soviele für Beziehung erfunden. Aber je mehr Wörter wir erfinden, desto schwieriger wird es, etwas zu definieren. In einer Welt, in der man Dates ohne Sex haben kann und vögeln kann ohne zu daten und in der man die meisten seiner Sexpartner als Freunde behält, wenn längst nicht mehr gevögelt wird, was definiert da wirklich eine Beziehung?
Carrie Bradshaw in Sex and the City, Folge "Grenzgänger".

Donnerstag, 15. Mai 2008

Basis eines gerechten Staates

John Rawls geht in seinem Klassiker der Weltliteratur "Eine Theorie der Gerechtigkeit" von einer hypothetischen Gesellschaft aus, in der die bestimmenden Menschen ihre künftige Stellung in der Gesellschaft noch nicht kennen. Dieser "Schleier der Unwissenheit" schliesst eingennützige Ansprüche aus.

Es entstehen zwei Prinzipien:
1. das Prinzip des gleichen Rechts auf individuelle Freiheit
2. das Differenzierungsprinzip, das Ungleichheit dann zulässt, wenn die am schlechtesten Gestellten einen Vorteil daraus ziehen.
  • Soziale Ungleichheit in einer gerechten Gesellschaft ergibt sich aus unterschiedlicher Leistungsfähigkeit im wirtschaftlichen Bereich.
  • Ungleichheit darf allerdings nicht bei politischen Grundfreiheiten herrschen. Diese garantieren jedem eine faire Chance, Diskriminierung ist ausgeschlossen.
  • Das Leben mit Privilegien zu beginnen, ist Zufall, kein Verdienst. Daraus folgt die moralische Verfplichtung, die Situation der schlechter Gestellten zu verbessern.
John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit, 1979, in Anlehnung an die getAbstract-Zusammenfassung.

Extreme Erfahrungen

Ich liebe die wilde und menschenfeindliche Natur, weil sie mir schnelle Lernprozesse aufzwingt. Sie zwingt mich, schnelle, der Situation angepasst, korrekte und ehrliche Entscheide zu fällen, sie lehrt mich, Verantwortung zu tragen. Damit erweitere ich meine Komfortzone ungemein. Das heisst, wenn in schwierigen Situationen im Alltag viele Menschen bereits am Anschlag laufen, wärme ich mich erst auf... ;-)
Evelyne Binsack in SORECOtoday, April 08, Seite 6. Sie war zu Fuss, auf dem Velo oder mit Skiern unterwegs von der Schweiz zum Südpol, 28'000km.

Latino Emanzipation

Die Bedrohung durch das männliche Geschlecht, und das sage ich nur ungern, war in ganz Mexiko, in Zentralamerika, in Ecuador, Peru und Argentinien allgegenwärtig. Diese Bedrohung hat mich zu noch mehr Entschlossenheit und auch zu einer gewissen Kaltblütigkeit gezwungen. Dies war meine sicherste Waffe.
Evelyne Binsack in SORECOtoday, April 08, Seite 6. Sie war zu Fuss, auf dem Velo oder mit Skiern unterwegs von der Schweiz zum Südpol, 28'000km.

Kolumne

Die Kolumne ist definiert durch ihre starre Periodizität. Ein Autor äussert sich stets zur selben Stunde am selben Ort. Mehr ist nicht.
Kolumnisten halten sich kurz.
Die Kolumne, die Säule, ist ein Fachbegriff aus der Typografie und steht für eine Spalte. Nach einer Spalte ist für Kolumnisten Schluss.
und zu guter Letzt
(...) haben Kolumnisten eine Meinung.
Kurt W. Zimmermann in der WW20/08.

Rheineck

Keiner der Bewerber habe am Gemeindeleben teilgenommen, heisst es, bei den Muslimen sei dies normal, Misch­ehen gebe es keine, sogar an einem Orientierungsabend der Gemeinde hätten die Kandidaten untereinander in ihrer Sprache geredet. Oft würden die Ehefrauen kein Deutsch verstehen. Einige seien durch arrogantes Auftreten und Reibereien mit Nachbarn aufgefallen, andere durch protzige Autos (auch Edin Lulic) – und man fragte sich, wie sie sich solche leisten könnten. Ein Kandidat lebt mit seiner sechsköpfigen ­Familie von der IV, doch der Mann wirke putzmunter. Bei Lulic war aufgefallen, dass er eine Neun-Millimeter-Pistole besitzt, aber bei keinem Schiessklub mitmacht. Ein offizieller Grund für eine Ablehnung der Einbürgerung ist das natürlich nicht – also beschränkte man sich auf die Standardfloskel «nicht integriert».
Und trotzdem, die 25 abgewiesenen Muslime intervenierten gegen die Ablehnung des Einbürgerungsgesuchs.
Die Sankt Galler Regierung hiess einen Rekurs gegen den Volksentscheid gut, der auf Initiative einer SP-Politikerin zustande gekommen war. Die Gemeindeversammlung von Rhein­eck musste im März 2007 nochmals abstimmen – und bestätigte das «Njet» in allen Fällen. Ein neuer Rekurs ist hängig.
Alex Baur in der WW20/08
Soll das wirklich so weiter gehen dürfen?

Mittwoch, 14. Mai 2008

SO NEN SCHEISS!

500 Millionen Dollar fordern US-amerikanische Opfer von Anschlägen in Israel von der UBS. Der Vorwurf: Die Grossbank soll die Attentäter über den Iran mitfinanziert haben. (...) Bei den Klägern handelt es sich um über 50 US-Bürger. Diese wurden entweder bei Anschlägen in Israel verletzt oder sind Angehörige von bei Attentaten getöteten US-Bürgern. (20min)
und als ob 500 Millionen nicht schon genug wären, hier noch 400 Milliarden:
US-Gericht lässt Apartheid-Klagen von 400 Milliarden Dollar zu
Opfer des südafrikanischen Apartheid-Regimes können jetzt etliche Großunternehmen auf Entschädigung verklagen - dazu hat das Oberste US-Gericht den Weg frei gemacht. (...) Neben der Deutschen Bank sind auch die Geldhäuser Citigroup und UBS betroffen, zudem Ölfirmen wie BP und Exxon Mobil sowie globale Schwergewichte wie IBM, General Motors und Ford. (...) Die Sammelklagen wurden von drei verschiedenen Gruppierungen im Namen aller Menschen eingereicht, die zwischen 1948 und 1994 in Südafrika lebten und Opfer der Rassentrennungspolitik wurden. (Spiegel)
Also do löpfts mer rechtig de Huet! "Opfer", mein meistgehasstes Wort ever! Nicht dass die "Opfer der Anschläge in Israel" die iranischen Attentäter oder die "Opfer des südafrikanischen Rassismus" das Apartheid-Regime anklagen würden. Nein, sie fokussieren sich auf die reichen Schweizer Banken. Und das oberste amerikanische Gericht sieht die Korrelation ebenfalls, lässt die Klagen zu und sieht sich zuständig dafür. Jenes Gericht, welches sich dem UNO-Kriegsgerichthof entzieht.

Das Ganze begann im grossen Stil mit den Klagen der Juden gegen die Schweizer Banken im Zweiten Weltkrieg. Es gab kein Urteil. Man muss nicht einmal persönlich davon betroffen sein. Die Erpressung läuft unrechtsmässig über die Schädigung der Reputation. Und man beugt sich immer noch der Allmacht der amerikanischen Meinung, Wirtschaft, Armee - whatever.

So wird eine Kultur legitimiert und zelebriert, die nicht auf selbstständigem Einsatz gründet, sondern auf der eigenen Inszenierung als Opfer "eines furchtbaren Umfelds". Der überbordende Humanismus verteufelt sämtliche Negierer im vorneherein. Dieselbe Tendenz sieht man auch in Schweizer Sozialsystemen und der überproportionalen Zunahme von "psychischen Opfern". SEHR STOSSEND!
Humanity is overrated.
M.D. House

Dienstag, 13. Mai 2008

Kostenverteilung Krankenkasse

Quelle: NZZaS vom 11.5.08, Seite 40.

Fussball, ein Secondosport

Die jungen Immigranten der zweiten und dritten Generation dominieren die Spielplätze der Schweiz, den Klubfussball, die Jungmannschaften und natürlich auch die Nationalmannschaft mit Spielern wie Tranquillo Barnetta, Eren Derdiyok, Gökhan Inler oder Philippe Senderos. Die Immigrantenkinder stellen vierzig Prozent der Spieler in den oberen Ligen und sogar 60 Prozent bei deren Nachwuchsmannschaften.
Mit 14 Jahren hätte es der junge Stürmer [Alessandro Ciarrocchi] bereits in die Nationalmannschaft seiner Altersklasse geschafft, doch fehlte ihm das Schweizer Bürgerrecht, denn bei der U-14 dürfen nur fünf Ausländer mitspielen.
"Nur" fünf Ausländer in der Schweizer-Nati?!
«Also liess ich mich einbürgern», sagt der Zwanzigjährige.
Ach nein, gar nicht opportunistisch. Der ist im tiefsten Innern seines Herzens Schweizer :-P!
Weil sie «härter an sich arbeiten und mehr Ehrgeiz entwickeln» als ihre Schweizer Kollegen, nicht zuletzt aus Mangel an Alternativen. Dazu komme das enorme Ansehen, das der Fussball in den Herkunftsländern der Migranten geniesst.
Jean-Martin Büttner im Tagi vom 13.5.08, Seite 3.

Montag, 12. Mai 2008

3 Bildungsdimensionen

  1. individuelle Leistungsvoraussetzungen: Begabung und Einsatz
  2. bildungssystemendogene Rahmenbedingungen: Lehrpläne, Finanzierungsmodi und Übertrittsbedingungen, sowie schulische Faktoren (Qualität des didaktischen und methodischen Konzepts, der unterrichtlichen Umstezung, der Lehrkräfte sowie der infratrukturellen Ausstattungen)
  3. bildungssystemexogene Rahmenbedingungen: soziale Einflussgrössen (soziale Schichten, das häusliche Milieu) sowie Gegebenheiten wie Geschlecht, Nationalität und Wohnort.
Deshalb ist für die Schule nicht "Chancengleichheit" das realistische und sinnvolle Ziel, sondern die Gewährleistung von "guten Chancen".

Roland Waibel in der NZZaS vom 11.5.08, Seite 23.