Samstag, 4. Oktober 2008

68er als Symptom, nicht die Ursache

Auch die Vorstellung, die 68er hättn freizügige Lebensverhältnisse installiert, ist abwegig. (...) Die Studenten haben immer schon freizügiger gelebt als der Rest. Die Reformwelle der sechziger Jahre läuft in einem Land ab, das Mängel hat, aber sehr reformwillig ist. Und die 68er sind ein Symptom dieser Veränderungswelle und nicht die Ursache. (...) Mir kamen die 68er, mal ganz ehrlich, wie eine postpubertäre Reaktion vor, der man mit Geduld begegnen musste.
Hans-Ulrich Wehler im Interview mit Philipp Gut und Peer Teuwsen in der WW38.08, Seite 54ff.

Kaufmann- vs. Handwerkerkultur

Die amerikanische Finanzkultur ist anders gepolt als die europäische. Die Geschäftsphilosophie in den USA beruht auf einer "Kaufmannskultur", die sich stark auf den Einzelfall, den "Deal" richtet im Gegensatz zur europäischen "Handwerkerkultur", wo der Handwerker nach fachlicher Perfektion strebt und sich als Mitgestalter versteht. Er übt nicht einen Job aus, sondern einen Beruf - öfters gar eine Berufung -, den er mit entsprechendem Pflichtgefühl erfüllt. Unterschiedlich ist dadurch die Wahrnehmung der volkswirtschaftlichen Rolle eines Unternehmens. In Europa gelten Firmen weniger als Anlageziele und Gewinnproduzenten, sondern als Hersteller von Gütern und Dienstleistungen sowie als Arbeitgeber.
Peter Hossli und Claude Baumann in der WW38.08, Seite 14f.

Der "freie Bürger" in der Demokratie

John Adams wünschte, dass das Land von einer anerkannten aristokratischen Klasse regiert werde.

Sein Kontrahent Thomas Jefferson glaubte, dass man nicht einer besonderen, auserwählten Klasse angehören müsse, um "politische Tugend und Fähigkeit zum Regieren" zu haben. Jefferson traute dem "gewöhnlichen Bürger" zu, in seinen Mitbürgern diese politische Tugend und Fähigkeit zum Regieren zu erkennen: "Überlasst dem freien Bürger die Wahl und die Trennung der Aristoi [natürlich Aristokraten] von den Pseudo-Aristoi, die Trennung des Spreu vom Weizne. Im Allgemeinen wird er die wirklich Guten und Weisen wählen."
Hanspeter Born in der WW38.08, Seite 36
Richtig, "im Allgemeinen", im Idealfall, doch nicht in der gegenwärtigen Realität. Das Volk ist dumm und lässt sich manipulieren. Nicht jeder mit Stimmrecht ist in Jeffersons Sinne "ein freier Bürger". Viele sind verschuldet, unselbsständig oder Sozialhilfeempfänger. Deren Stimme dürfte nicht zählen. Es lebe das Zensuswahlrecht - auch in einer Demokratie.

PS: War der Wahlerfolg von Jefferson der Anfang der Demokratie? Wäre es da anders gelaufen...
Der Sozialstaat in Dimensionen der Entmündung geführt, gegen die sich meine liberalen Grundeinstellungen sträuben. Die Gefahr, dass wir den sozialen Untertanen erzeugen, sehe ich im Rückblick auf die letzten Jahrzehnte ganz deutlich. Bei Umfragen kommt raus, dass Kinder auf die Frage "Was willst du mal werden?" antworten: "Hartz IV."
Hans-Ulrich Wehler im Interview Philipp Gut und Peer Teuwsen in der WW38.08, Seite 54ff.

Rassisten haben Minderwertigkeitskomplexe?

Für einmal ist ein Votum von Georg Kreis nicht ganz abwegig:
Rassisten [leiden] unter Minderwertigkeitsgefühlen und, um diese überhaupt auszuhalten, machen sie andere minderwertig.
Georg Kreis in der WW38.08, Seite 74.
Bspw. "die nehmen uns die Stellen weg". Doch Kreis' Argumentation ist logisch. Kann durchaus so sein. Differenzierungen müssen aber nicht unbedingt gerade Persönlichkeitsstörungen zur Folge haben. Ich möchte deshalb auch die Perspektive des Individualismus hervorheben: "Ich bin ein eigenständiges Individuum, anders als andere. Wir sind nicht alle gleich. Einige gleichen sich mehr als andere."

fragwürdiges Israel

Israel kennt so wenig eine Trennung zwischen Staat und Religion wie der Iran. Es ist eine Religionsgemeinschaft, die sich mit westlicher Hilfe einen Staat erobert hat. No bad story at all.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Bezness

Bei vielen dieser heiratswilligen Frauen handle es sich um Personen, die aufgrund ihres Aussehens auf dem "Partnermarkt" in der Schweiz nicht allzu gute Karten hätten, erklärt Tizeroual [marokkanischer Jurist, berät Frauen, die Ehen mit Männern aus dem Maghreb und anderen arabischen Ländern eingegangen sind]. Ein Teil dieser Frauen suche zudem wensentlich jüngere Partner, und alle hätten aufgrund ihrer Lebenssituation "ein grosses affektives Bedürfniss". Gerade umgekehrt sehe die Lage bei den Bezness-Männern aus; diese hätten in erster Linie materielle Bedürfnisse. "Die Frauen träumen von 1001 Nacht, und das hat seinen Preis", folgtert Tizeroual, "das Aufwachen ist in den meisten Fällen brutal."

Die Geschichten wiederholen sich. Der Traum vom orientalitschen Prinzen verflüchtigt sich rasch und wird zum Albtraum, aus dem sich die betroffenen Frauen nur mit rosser Mühe und unter massiven finanziellen Verlusten wieder befreien können. Die seelischen Verluste wiegen hingegen schwerer, und die längerfristigen Folgen für das Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft dürften verheerend sein. Denn solche Geschichten werden unter der Hand weitererzählt, und sie werden bestehende Vorbehalte gegenüber Nordafrikanern verstärken.
Beat Stauffer in der NZZaS vom 28.9.08, Seite 28f.
Wer hat das nicht schon gesehen? Ein Päärchen (Schweizerin, eher etwas dicker und nicht so der hingucker - Afrikaner, jung.) oder mehrere, am Nachmittg (arbeitslos, staatliche Unterstützung?), in "trauter" Harmonie, verstehen sich knapp (Ansätze von Englisch), Männer mit Natel und Goldkettchen (Statussymbole der Kultur, zu der sie sich verbunden fühlen), kleine Kinder, noch nicht 3 Jahre alt (diese Frist hat rechtliche Gründe wegen der Scheidung), etc. Also ich sehe das immer wieder - und letzhin, als ich es fotographieren wollte, hielt mich meine Begleitung davon ab. Das gebiete der Anstand nicht...!

PS: Das weibliche Wesen träumt gerne und wählt deshalb eher links.
PPS: Marokko, das Thailand für Frauen, wobei diese noch naiver sind als die männlichen Thailand-Touristen, von wegen "grosse Liebe"...

politische Einschaltquoten-Maximierung

[Die SVP] konzentrierte sich auf sicherheitspolitische Gassenhauer wie Kriminalität, öffentliche Ordnung oder illegale Einwanderung.
Martin A. Senn in der NZZaS vom 28.9.08, Seite 29.

untragbare Palin

...ist sie eine beängstigende Vorbotin eines theokratischen Amerikas, eine Vollstreckerin der Staatssache im Mafiastil, die lügt und Barack Obama für seinen Widerstand gegen die Folter von Häftlingen verspottet. Man müsse sie sich wie George W. Bush II vorstellen, aber in Designer-Pumps.

Im Raum steht das unausgesprochene Problem, dass Leute im Alter John McCains, die wegen des gleichen Krebes behandelt wurden wie er, eine statistische Überlebensrate von zwei bis vier Jahren haben. Dies bestätigen Dermatologen.
Naomi Wolf im Tagi vom 30.9.08, Seite 9.
Folgende zwei Fragen sind deshalb wahlentscheidend:
  • Sind die Amerikaner wirklich bereit, Palin an die Spitze zu hieven?
  • Sind sie bereit einen Schwarzen zu wählen?

Hilfe, ich glaube ich bin Pazifist!

Aus Empörung wurde Protest, aus Protest Widerstand, aus Widerstand Gewalt, aus Gewalt blanker Terror.
Stefan Aust in der NZZaS vom 21.9.08, Seite 28

Generell gilt: Es gibt keine akzeptable Form der Gewalt. Und. Wer sich gewalttätig verhält, ist dafür verantwortlich. Er ist nicht prioritär ein Opfer seiner Psyche oder der Verhältnisse.
Stefan Aust im Interview mit Alexandra Kedves und Peter Hartmeier im Tages-Anzeiger vom 30.9.08, Seite 45

Montag, 29. September 2008

Wahrnehmung von links und rechts

Die IV-Stelle Zürich klärt ab, ob die rechtsextreme Vergangenheit ihres zurückgetretenen Chefarztes Einfluss auf IV-Befunde und Gutachter-Auswahl hatte.
Könnte es sein, dass er zu restriktiv war? Das wäre ja begrüssenswert! Im Gegenteil: Man sollte mal überprüfen, ob die ideologische Verstimmung der grün-roten Sozialvorsteher Auswirkungen auf die Kosten haben. Klar haben sie das - doch wenn die Kosten überborden, interveniert man wieder nicht, ts!

Österreich ist nach rechts gerutscht. Die Medien sprechen vom Sieg der "Rechtspopulisten", als ob diese das Volk manipulierend in ihre Richtung zerren. Auch in der Schweiz gibt es diese Tendenz, und dies obwohl auf smartvote deutlich ist, dass SP-Politiker weiter links sind als bügerliche Politiker rechts - und dass diese auch konzentrierter auf einem politischen Standpunkt stehen. Doch niemand spricht von "Linksextremen" oder einer "eingeschworener Bande revolutionärer und teilweise militanter 68er", obwohl dies viel angebrachter wäre.

Noch eine Anmerkung: Die SVP ist die neue Partei für die Arbeiter. Ein 0815-Büezer der täglich mit den Problemen der Kriminalität, Migration, etc. konfrontiert ist, wählt SVP. Die SP, welche ihrerseits gerne die Partei der Arbeiter sein möchte, ist dabei zur Partei der nichtarbeitenden Staatsschmarozer und Nicht-Integrierten verkommen.

neue Epoche der Regulierung

Die Subprimecrisis soll gezeigt haben, dass das Geschäftsmodell der Investmentbank nicht funktioniert, mehr noch, dass der freie Markt gravierende Fehler aufzeige. Entsprechend dürften sich in den USA eine Mehrheit von Befürwortern neuer Regulatorien finden lassen, was auf den globalen Finanzmarkt Einfluss haben dürfte.

Um die 40'000 Investmentbanker verlieren ihre Stelle an der Wall Street. Bei einem durchschnittlichen Lohn von 300'000 USD bedeutet dies eine Umsatzeinbusse von 12 Mrd. USD, der Staat rechnet mit 2 Mrd. USD weniger Steuereinnahmen.

Das Ende der WASPs :-(, der "Masters of the Universe", der Krönung der Schöpfung ;-)
Buchtipp dazu: Cityboy