Donnerstag, 27. November 2008

für einen schlanken Staat - auch in der Krise

Staaten sind problematische, wenn auch notwendige Machtansammlungen, denen wir misstrauisch begegnen müssen. Staaten wirtschaften auf Der schlechter als die erfolglosesten Unternehmen. Je grösser der Apparat, desto schwächer der Bürger. Von den zahllosen Konjunkturprogrammen, die angekündigt werden, sollten wir auf der Hut sein. In Wirtschaftskrisen müssen die Bürger gestärkt werden, nicht die Beamten oder die Politiker. Steuersenkungen bleiben zwingend.
Roger Köppel in der WW48.07, Seite 5

planwirtschaftliche Strukturerhaltung

[Die finanzielle Hilfe des Staates] wird zu einer Fortsetzung des Missmanagements mit anderen Mitteln führen. (...) Die unheiligste aller Allianzen, die Allianz zwischen Staat und Grosswirtschaft, breitet sich aus wie eine Krankheit.
Roger Köppel in der WW48.07, Seite 5

Verschiebung Politlandschaft Schweiz

Quelle: Michael Hermann in der Rundschau auf SF1 vom 26.11.08

Mittwoch, 26. November 2008

Anstand: Zufluchtsort der Kritikunfähigen

Wer Kritik äussert, verstösst gegen die vorherrschende Gesinnung
Besonders beliebt ist, die Gesinnung unter den Begriffen Menschenrechte und Völkerrecht – wohl zwei ehrenwerte Sachen – zu überwachen. Noch schicker ist es, einem anders Gesinnten eine Klage wegen Verletzung der Rassismusstrafnorm anzuhängen.
Oder man übergeht Kritik durch das Pochen auf Anstand:
Man will den Inhalt der Forderungen, die politische Botschaft und die Kritik ersticken mit dem Vorwurf von Stil, Unanständigkeit und Minderwertigkeit!

Das heutige deutsche Wort "Anstand" ist abgeleitet vom Verb "anstehen", "stehen bleiben".

Das Warten geschieht nicht immer aus "anständiger" Rücksicht. Es kann seinen Grund auch in Unentschlossenheit haben, in Bequemlichkeit, "Feigheit vor dem Feind" – oder auch im mehr oder weniger bösartigen Bestreben, den Anderen warten zu lassen.

[Mit der political correctness, der] Doppelzüngigkeit der politischen Sprache kann man die systematische Vernebelung der Motive des politischen Handelns besonders gut verdecken. Zur Eigenart des verkommenen Politikers gehört es, im Kostüm des Biedermannes und des "Gutmenschen mit ethischem Niveau" zu erscheinen, der um seines Nächsten willen zurückstehen, abwarten, eben "anstehen" kann und darum immerzu "Anstand" bewahrt,

Ich habe in meinem Leben oft mehr unter der salonfähigen Verlogenheit – die jedermann als anständig empfand – als unter dem direkten Wort gelitten. Der englische Dramatiker George Bernhard Shaw sagte nicht ganz zu Unrecht: „Anständigkeit ist die Verschwörung der Unanständigen mit dem Schweigen.

Aber zu oft verschanzt man sich hinter Anstandsfragen, um nicht auf berechtigte Anliegen eingehen zu müssen. Man vermeidet aus Anstand zutreffende Kritik oder das Ansprechen von Unangenehmem. Um vermeintlich anständig zu sein, lässt man dem Unrecht seinen Lauf. Die schonungslose Darstellung der Realität, der Lebenswirklichkeit wäre die wohl wichtigste Aufgabe der Politik.

Die Erinnerung an den Ustertag sollte uns alljährlich aufzeigen, wie gross die Gefahr einer Kluft zwischen Regierenden und Regierten werden kann. Und die Politiker aller Zeiten sind aufgefordert, sich den Bedürfnissen der Allgemeinheit nicht mit Stil- und Anstandsvorwürfen zu entziehen, sondern sich der Lebenswirklichkeit zu stellen.
Christoph Blocher anlässlich der Ustertagsfeier vom 23. November 2008 in der Kirche Uster

Montag, 24. November 2008

Kritik an der Schweizer Blogosphäre

Die Schweizer Online-Welt ist ähnlich fromm geworden, wie es die Welt der Presse schon von jeher war. Das Netz ist mittlerweile so politisch korrekt wie die Leserbriefe im Lokalblatt. Sogar die Blogs, die früheren ungezogenen Kinder des Netzes, übertreffen sich inzwischen an gebremster Zivilisiertheit und unverbindlicher Banalität.

Bei uns sieht das düsterer aus. Es gibt in der Eidgenossenschaft keinen frechen Polit-Blog, keinen gutgemachten Wirtschafts-Blog und keinen flotten Unterhaltungs-Blog. Vergleichsweise mickrige Schwachstrom-Blogs wie jene von Moritz Leuenberger und Kurt Aeschbacher gehören zu den Angeboten mit dem höchsten Beachtungsgrad.
Kurt W. Zimmermann in der WW40.08, Seite 29.
Da freut sich der Leser doch umso mehr über einen etwas würzigeren Blog... :-D

Achmadinedschads Vorbehalte gegenüber Zionisten

Achmadinedschad sprach vor der UNO-Vollversammlung:
Auf der einen Seite, belehrte er die Delegierten aus aller Welt, stünden «die Würde, die Integrität und die Rechte der amerikanischen und europäischen Völker» und auf der anderen Seite deren ewiger Feind: «die kleine, aber hinterlistige Zahl von Leuten namens Zionisten».
Obwohl sie nur eine unbedeutende Minderheit seien, «beherrschen sie in einer tückischen, komplexen und verstohlenen Art und Weise einen wichtigen Teil der finanziellen Zentren sowie der politischen Entscheidungszentren einiger europäischer Länder und der USA». Zionistische Juden seien weltweit derart einflussreich, dass selbst «einige Präsidentschafts- oder Ministerpräsidentschaftskandidaten gezwungen seien, diese Leute zu besuchen, an ihren Zusammenkünften teilzunehmen und ihnen Treue zu schwören, um finanzielle und mediale Unterstützung zu erhalten».
Doch auch «die grossen Völker Amerikas und verschiedene Nationen in Europa» seien im jüdischen Griff: Sie «müssen einer kleinen Zahl habgieriger und aggressiver Leute gehorchen. Obwohl sie es nicht wollen, überlassen diese Nationen ihre Würde und ihre Ressourcen den Verbrechen des zionistischen Netzwerks.»
Matthias Küntzel in der WW40.08, Seite 19.
Danach ging er noch zu Larry King und gab der New York Times ein Interview.

Unterschichten-Look

Der Look leitet sich aus den Schwarzenghettos ab, aus der Welt der Drogenhändler, Stricher und Auftragskiller, die in riesengrossen 4x4-Autos amerikanischer Bauart auf Kundschaft oder einen Anruf aufs diamantenbesetzte Handy warten. Auch 50 Cent trägt diesen Look hartnäckig, obwohl er mit seinen sechs Alben und zahllosen weiterem Gangsta-Schrott Hunderte von Millionen von Dollars verdient hat und sein Leben, abgesehen vom Stil wohl nichts mehr mit Unterschicht zu tun hat.
Jeroen von Rooijen in der NZZaS vom 23.11.08, Seite 90.

Nassim Taleb: Der Schwarze Schwan

Taleb ist im Libanon aufgewachsen, studierte in Paris angewandte Mathematik, bevor er an der Elite-Universität Wharton seinen MBA macht. BWL, diesen "Quatsch", hält er nicht länger aus... Er entdeckt eine systematische Unterbewertung von Put-Optionen und als am 19. Oktober 1987 der Dow Jones um 22 Prozent fällt, macht er auf einen Schlag Millionen. Er nennt es sein "Fuck you"-Money.
Angenommen, Sie sind eine Weihnachtsgans. Tag für Tag, über Monate, werden Sie gefüttert. Sie müssen nichts dafür tun, nur fressen, und für Sie ist es offensichtlich, dass die Menschen Ihnen gutgesinnt sind. Wichtiger: Mit jedem Tag festigt sich diese Erkenntnis. Sie wird zur Gewissheit, dann zur unumstösslichen Wahrheit. Schliesslich kommt der Weihnachtsabend, und Sie werden geschlachtet. Aus der Sicht der Gans ist Weihnachten ein "Black Swan" – ein Ausreisser des normalen Ablaufs mit verheerenden Konsequenzen, der unmöglich aus der Vergangenheit abgeleitet werden konnte.

Die Welt ist voller "Schwarzer Schwäne": Epidemien, Kriege, der 11. September, Börsenblasen und -crashs. (...) "Schwarze Schwäne" kommen häufiger vor, als wir denken, und sie haben grössere Auswirkungen, als wir uns vorstellen können. Sie entziehen sich der Vorhersage, und rückblickend überraschen sie durch ihre scheinbare Zwangsläufigkeit.

Medien sind der Gipfel der Irrelevanz. Sie bieten keinen predictive value [Prognosewert], der es einem ermöglichen würde, bessere Entscheidungen zu treffen.
Woher hat er seine Ideen? Aus seiner Bibliothek:
10 000 Bücher. In Griechisch, Lateinisch, Hebräisch, Französisch, Italienisch, Arabisch und Englisch. Er liest sie alle im Original. Philosophie, Mathematik, Belletristik, Medizin, Geschichte. Nassims Helden sind die Freigeister wie Sextus Empiricus, Montaigne, Spinoza, Hume, Rousseau, Paracelsus, Mandelbrot – Denker, die Wissensgebiete nicht nur beackerten, sondern gleich selbst erschufen. Praktiker, sagt Nassim. "Die wirklichen Durchbrüche kommen nie aus den Universitäten."


Ein Tag mit Taleb ist ergiebiger als ein Semester an der Universität St. Gallen.
Rolf Dobelli über Nassim Taleb in der WW40.08, Seite 42f.

Autobranche

Ein Kollaps der Detroiter Autoindustrie hätte dramatische Folgen für die Wirtschaft. Sollten die taumelnden drei Giganten ausfallen, gingen nächstes Jahr fast drei Millionen Arbeitsplätze verloren, schätzt David Cole vom Center of Automotive Research. Der Experte berücksichtigt dabei auch die Folgepleiten zahlreicher Zulieferer. Selbst die Liquidierung eines einzigen Unternehmens würde laut Cole 2.5 Millionen Arbeitsplätze kosten. Im Gliedstaat Michigan wären die Folgen verheerend. Wie keine andere ist die Region um Detroit von der Autoindustrie abhängig. Die Arbeitslosigkeit liegt mit 8,7% schon jetzt weit über dem Landesmittel. Auch für Washington hätte eine Isolvenz unangenehme Folgen. Der Ökonom Behravesh beziffert die Kosten bei einem Kollaps von GM auf mindestens 200 Mrd. USD. "Der Staat müsste bei Pensionsplänen und Krankenversicherungen einspringen, ausserdem wären Hilfen für Michigan unausweichlich"
Sebastian Bräuer in der NZZaS vom 23.11.08, Seite 37.

Die Automobilindustrie ist Deutschlands wichtigste Branche, die gut 10% der gesamten Wirtschaftsleistung erbringt. 2007 setzten die Autohersteller 290 Mrd. EUR um, 7% mehr als 2006. Dazu kamen 76 Mrd. EUR Umsätze bei Zulieferern sowie 12 Mrd. EUR in verwandten Industrien. Im August 2008 zählte die Branche 763'000 Beschäftigte, rund 40% davon bei Zulieferern. Direkt oder indirekt hängt jeder 7. deutsche Arbeitsplatz vom Automobilbau ab.
Susanne Ziegert in der NZZaS vom 23.11.08, Seite 37.

Enrico Bombieri

Zu den Forschungsschwerpunkten Enrico Bombieris gehört die sogenannte Riemannsche Vermutung, welche die Welt der Primzahlen ["die Atome der Arithmetik"] mit der Welt der komplexen Zahlen verknüpft. Letztes Wochenende bekam er den Ehrendoktortitel der ETH Zürich.
Beim Eintritt in die Universität konnte Enrico Bombieri bereits eine erste Publikation vorweisen. Mit 23 war er Doktor, mit 25 Professor in Cagliari und ein Jahr später an der Elite-Uni in Pisa. Als er 34-jährig die Fields-Medaille erhielt, die höchste Auszeichnung in der Mathematik, zögerte auch das Institute for Advanced Study (IAS) in Princeton nicht länger und bot ihm eine Forschunsprofessur auf Lebzeit an.
André Behr in der NZZaS vom 23.11.08, Seite 73.

Sonntag, 23. November 2008

Raser Risikogruppe

Insbesondere bei auffälligen Junglenkern sollten die Ämter zudem viel früher eingreifen und Auflagen wie Beschränkungen oder die Installation von Fahrtenschreibern anordnen können. Die Risikofaktoren sind bekannt: männlich, unter 25, Herkunft Balkan und Türkei.

Haben wir richtig gehört? Diese Aussage wird bei der Rassismuskommission und Ihren Genossen für rote Köpfe sorgen.

Überhaupt nicht. Wir müssen die Dinge zur Kenntnis nehmen, wie sie sind - wir dürfen sie nur nicht verdrehen. Man kann jene Mehrheit, die sich korrekt verhält, nicht verantwortlich machen für die kleine Minderheit, die sich um die Regeln foutiert.
Daniel Jositsch, SP-Nationalrat, im Interview mit Alex Baur in der WW47.08, Seite 38.
  • Cemal A.: 18, bis vor kurzem ohne Lehrstelle und arbeitslos
  • Verdan B.: 18, bei der Lehrabschlussprüfung wegen Zuspätkommens durchgefallen
  • Nekti T.: 18, unterwegs mit dem Audi seines Vaters, arbeitslos aufgrund von "Nackenschmerzen"
...lieferten sich ein Rennen mit tödlichem Ausgang...
Wenn wir die drei Täterprofile betrachten, liegt das Problem weniger auf der Strasse als in einer verfehlten Einwanderungspolitik.

Das Verkehrsverhalten passt ins allgemeine Bild: Ob bei Gewalttaten, IV-Missbrauch oder Sozialbetrug - überdurchschnittlich viele (Balkan-)Immigranten foutieren sich um unsere Regeln und Normen.
Christoph Mörgeli in der WW47.08, Seite 40.