Samstag, 25. Dezember 2010

Lumengo, der Helfer

Hilfe bot dem hilfsbereiten Helfer seinerzeit schon das hiesige Asylchaos. Lumengo reiste 1982 aus Angola in die Schweiz und verlangte als angeblich verfolgter Jugendaktivist der kommunistischen MPLA politisches Asyl. Dumm nur, dass seine MPLA keine Oppositionsbewegung war, sondern damals wie heute die despotisch herrschende Regierungspartei. Lumengo erhielt denn auch nie einen positiven Asylbescheid, sondern die Niederlassung im Rahmen der üblichen «Global- lösungen». Und dann das Schweizer Bürgerrecht. Die beiden Kinder des Wahlhelfers leben übrigens unbehelligt in Afrika.

Die grösste Hilfe böte dem verurteilten SP-Mann der Integrationsartikel, der statt der SVP-Ausschaffungsinitiative in Kraft treten soll. Lumengo könnte als Jurist den Staat wegen mangelhafter Integration einklagen. Warum hat ihm keiner gesagt, dass man einen Zusammenprall mit der Autobahnleitplanke der Polizei anzeigen muss? Warum hat ihm keiner gesagt, dass man in der Schweiz mit Wahlzetteln weniger kreativ umgeht als seinerzeit in Angolas MPLA? Die SP wollte Helfer Lumengo zum Rücktritt verhelfen. Doch er behilft sich mit dem Parteiaustritt. Und verhilft sich so zu seinem Einkommen. Sonst würde aus dem afrikanischen «Vorzeige-Immigranten» wieder der Normalfall – nämlich der Sozialfall.

Christoph Mörgeli in der WeWo46.10, Seite 30.

Bushs Scheitern im Irak

Mutiges Einstehen für Freiheit, Sicherheit und Demokratie oder katastrophale Fehlkalkulation? Unbestritten ist, dass der Blitzkrieg zu einem raschen Ende des Schreckensregimes führte und dass viele der befürchteten Folgen – brennende Ölfelder, Flüchtlingsströme, Aufstand der arabischen Völker – ausblieben.

Ebenso unbestritten ist, dass nach dem anfänglichen militärischen Erfolg das amerikanische Bemühen um Wiederherstellung der Ordnung und um den Aufbau eines friedlichen, demokratischen Irak kläglich scheiterte. Mitte 2006 war das Land praktisch in Anarchie verfallen und steuerte auf einen blutigen Bürgerkrieg zu.
Hanspeter Born in der WeWo46.10, Seite 52ff.

Blocher vs. Muschg: Ausschaffungen

Blocher: Als Bundesrat hatte ich mit Personen zu tun, die nach Hause mussten, und natürlich haben sie mir leidgetan. Sie sagten mir, sie hätten es hier doch besser als daheim. Ich erwiderte: Sie haben recht. Wären Sie alleine in der Schweiz, könnten Sie hier bleiben. Wenn ich nun aber ja sage, dann haben wir 10 000 oder 20 000 Menschen, die dasselbe wollen. Dieser Entscheid war nicht per se richtig oder falsch für diese Person. Mir tat es leid, dass die betreffende Familie gehen musste, und es tut mir leid, dass in Somalia schlechtere Verhältnisse herrschen als hier, aber wir können nicht anders vorgehen. In Europa wird diese unbewältigte Ausländer- und Asylfrage noch böse Folgen zeitigen.

Muschg: In der politischen Praxis opfern sie die drei armen Leute einem Prinzip: Für Pestalozzi hätte die Menschlichkeit beim Einzelfall angefangen. Bei der summarischen Behandlung hört sie auf.


Zur SVP-Propaganda

Muschg: Aber es ist ein deutlicher Unterschied, ob man eine Gesellschaft dazu trainiert, auf die anderen, auch wenn sie stören oder fremd sind, mit Abwehr zu reagieren. Ob man dann das Problem von den kriminellen Rändern her definiert oder ob man daran erinnert, was wir Ausländern verdanken. Das geltende Gesetz, das Sie als Justizminister noch gehandhabt haben, hat Sie nicht gezwungen, Ausländer nach Schwarz und Weiss zu sortieren. Dass Ihre Abstimmungspropaganda mit dieser schrecklichen Vereinfachung operiert, mag einprägsam sein; ich beneide Sie nicht darum. Es tut dem Land nicht gut. Es fördert die politische Idiotie, zu Deutsch: die Enge in eigener Sache. Statt Teil der Lösung, wird die Schweiz immer mehr zum Teil des Problems.

Blocher: Sie haben gefragt, wieso bringen Sie pointierte, provokative Botschaften ans Volk, wonach die kriminellen Ausländer rausmüssen? Weil wir während Jahren nicht gehört wurden im Parlament und im Bundesrat! Am Schluss müssen Sie sich doch an den Souverän wenden, an die betroffene Bevölkerung.

An einem Podiumgespraech der WeWo im Volkshaus, abgedruckt in der WeWo44.10, Seite 60ff.

GB: Sozialhilfe nur fuer Beduerftige

Kinderbeiträge für jene, die sie nicht brauchen, sind kontraproduktiv.
Arbeitslosenunterstützung für Arbeitsunwillige ebenso.

Fairness bedeutet, den Leuten zu geben, was ihnen zusteht. Was ihnen zusteht, kann davon abhängen, wie sie sich verhalten. Wenn du wirklich nicht arbeiten kannst, werden wir für dich sorgen. Wenn du aber arbeiten kannst und die Arbeit verweigerst, werden wir es nicht zulassen, dass du von der harten Arbeit anderer leben kannst.
David Camerons zentrales Credo der «big society»

Ein wohl vernünftiger und finanzpolitisch sinnvoller Grundsatz, doch historisch gesehen ein Rückschritt: Im Viktorianischen Zeitalter war der Begriff «deserving poor» geläufig. Wer will entscheiden, welche Bedürftigen Unterstützung verdienen und welche nicht? Man fand eine automatische Lösung – das Giesskannenprinzip. Man goss die staatlichen Wohltaten über alle aus. So konnte man sich um die Entscheidung drücken.
Hansrudolf Kamer in der WeWo41.10. Seite 22

grenzenlose Zuwanderung funktioniert nicht

Wir erleben, rasant, den Zusammenbruch der Multikulti-Ideologie in Europa. Es geht nicht um eingebildete Ängste und geschürte Ressentiments. Es ist ganz einfach so, dass eine einseitig auf Grenzöffnung und erleichterte Zuwanderung ausgerichtete Politik nicht funktioniert. Ihre Folgen sind seit längerem sicht- und spürbar in den Schulen, in den Sozialsystemen, in bestimmten Wohnquartieren.

Im Grunde gibt es eine einfache Regel für eine gute Ausländerpolitik: Zuwanderung in den Arbeitsmarkt ist gut und bringt Wettbewerb. Zuwanderung in die Sozialsysteme und in die Gefängnisse ist zwingend zu vermeiden.
Roger Koeppel in der WeWo41.10, Seite 5.

Finanzplatz Singapur

  • 7300 Banker arbeiten in Asien fuer die UBS
  • derzeit fehlen der Vermoegensverwaltungsindustrie 800-900 Anlageberater (UBS Business University)
  • Personalbestand CS in Asien: 2006: 2500; 2010: 5000
  • Julius Baer: 400 --> 700

Allein in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres nahmen Firmen auf asiatischen Börsen knapp 90 Milliarden Dollar auf – mehr als doppelt so viel wie in den USA und in Europa zusammen. Die Börsengänge generieren massive Vermögenszuwächse. In der Region Asien-Pazifik leben mittlerweile ebenso viele Reiche wie in Europa. Die Neukapitalisten in China, Malaysia oder Indonesien wollen ihr Geld in stabilen Ländern in Sicherheit bringen – nicht nur in Europa, sondern zunehmend in ihrer Region. Singapur gehört zu den wenigen Ländern Asiens, die eine effiziente Verwaltung haben und kaum Korruption kennen.

Rund zehn Prozent des auf 900 Milliarden Franken geschätzten Vermögens, das in Singapur liegt, stamme von Anlegern aus Europa, die ihre Steuerrechnung verschönern wollen, schätzt ein Banker.

Pierre Heumann in der WeWo44.10, Seite 22.

Euro scheitert an unterschiedlicher Wettbewerbsfaehigkeit

Das zentrale Problem bleibt ungelöst. Wirtschaftliche Stärke und Wettbewerbsfähigkeit der Euro-Länder sind so unterschiedlich, dass Sanierungskuren immer auf politische Blockaden treffen werden und schliesslich kontraproduktiv wirken. Die deutsche Wirtschaft könnte Vorbild sein.

Stattdessen weckt das «deutsche Modell» eher Neid und Kritik — was die deutsche Skepsis gegenüber finanzieller Solidarität im Euro-Land weiter erhöht. Die Wirtschaft war lange Zeit Motor der politischen Einigung Europas. Nun könnte sie zur Bremse werden.

Hansrudolf Kamer in der WeWo44.10, Seite 29.

Robinvest

Blochers Beratungsfirma Robinvest wurde Mitte 2008 gegründet. Sie beschäftigt acht Mitarbeiter. Seit 2008 hat sie zwölf Mandate abgewickelt, meist Sanierungsfälle in Bereichen wie Elektronik und Maschinenbau. Manchmal beteiligte sie sich an den beratenen Unternehmen, manchmal wie in Basel auch nicht. Von den zwölf Mandaten wurden zehn erfolgreich abgeschlossen. In einem Fall blieb nur die Liquidation. In einem anderen Fall, bei der Filmproduktion Lobster TV, ist der Ausgang noch offen, nachdem Mitte Jahr ein Management-Buyout durchgeführt wurde.
Kurt W. Zimmermann in der WeWo46.10, Seite 33.

Fatwa-Rat für die Schweiz

Doch der Widerspruch zur liberalen, aufgeklärten Haltung bleibt: Das Denken, das Abwägen moralischer Fragen werden an einen Gelehrtenrat delegiert.

Ein Fatwa-Rat in der Schweiz würde die Türe öffnen für eine Paralleljustiz und zu einer stärkeren Abschottung der Muslime führen.

Grossmufti Ali Gumaa bleibt dabei. Für ihn ist es selbstverständlich, dass sich ein Gläubiger an einen «Spezialisten» wendet. «Die Gläubigen wollen mehr über ihre Religion lernen und suchen Rat, damit sie tun können, was der Islam von ihnen verlangt.»
Daniel Glaus in der WeWo44.10, Seite 46.

autoritaerer(er) Umgang mit Auslaendern

Die ueberdurchschnittliche Vertretung von Auslaendern in der Kriminalitaetsstatistik bedeutet nicht dass diese Menschen schlechter waeren als wir. Es deutet jedoch darauf hin, dass sie ohne die autoritaere Repression ihrer alten Heimat nicht zurechtkommen und deshalb die Gemeinschaft ihrer neuen Heimat schaedigen.
Peter Ruch in der WeWo44.10, Seite 45.

Lehrplan 21 (LCH) vs. SVP-Lehrplan

Die aktuelle Bildungsdebatte ist mehr als ein Geplänkel. Es geht um einen Kulturkampf. Hier die konservative Volkspartei, dort die "Achtundsechziger". Die Chiffre steht stellvertretend für das, was die SVP in der Schule als Fehlentwicklung ausmacht: Disziplinlosigkeit als Folge der antiautoritären Erziehung; Leistungsfeindlichkeit als Konsequenz einer Gleichheitsideologie, die alles, was messbar ist, aus der Schule verbannen will.

Orientiert sich das Schulbild der SVP an einer längst überholten Anker-Idylle, untauglich für die moderne Wissensgesellschaft und die multikulturelle Realität in den Klassenzimmern? Oder führt gerade die Besinnung auf Disziplin und Leistungsbereitschaft die Volksschule wieder auf Erfolgskurs?

Philipp Gut und Peter Keller in der WeWo45.10, Seite 36ff.

Italiens Analphabeten

  • völlige Analphabeten: 2 Mio.
  • Halb-Analphabeten (können ihren Namen schreiben aber nicht lesen): 13 Mio.
  • sekundäre Analphabeten (konnten einmal lesen und schreiben, haben es aber wieder verlernt): 15 Mio.

30 Mio. Einwohner, also die Hälfte der Italienern, informieren sich ausschliesslich über das Fernsehen.

Tullio De Mauro, Linguist, in seinen Untersuchungen von 2008 zum Bildungsstand in Italien. Zitiert von Peter Hartmann in der WeWo45.10, Seite 55.

Horror säen um an Hilfe zu gelangen

Erst die weltweite schockierte Beachtung mobilisiert humanitäre Unterstützung

Bürgerkrieg von Sierra Leone
Was bisher im Westen als sinnlose Schlächterei interpretiert worden war, entpuppt sich als eine rationale, kalkulierte Strategie. Die Rebellenführer kamen zum Schluss, dass ihre (relativ) friedlichen Bemühungen versandten, weil sie keine internationale Beachtung fanden. Also wollten sie den Preis für Frieden erhöhen. Dazu eskalierten sie die Gewalt und den Horror, was die Regierung mit Gleichem vergalt. So wurden spezielle Trupps ausgesandt, um beliebigen Zivilisten die Hände abzuhacken. Erst als diese Bilder um die Welt gingen, erwachte das internationale humanitäre Gewissen, und die Hilfe begann zu fliessen.

[Die niederländische Journalistin Linda Polman] vertritt in ihrem Buch ("The Crisis Caravan") die These, dass man Horror sät, um an Hilfe zu gelangen - und um mit der Hilfe neuen Horror zu säen. Sie zitiert als frühes Beispiel den Ankauf von Sklaven zur Freilassung durch christliche Aktivisten, was den Anreiz, neue Sklaven zu fangen, erhöht habe.

Oder wie in Äthiopien und im Sudan Hungersnöte inszeniert wurden, um Nahrungsmhilfen auszulösen, die wiederum die Truppen fütterten, welche dadurch noch mehr Leute vertreiben und töten konnten nd noch mehr Hilfslieferungen mobilisierten.

Ein Teil der Kriegskosten wird externalisiert.

Silvio Borner in der WeWo45.10, Seite 27.

Basels Versagen in Zahlen

überbordernde Staatsbürokratie und soziale Vollkaskomentalität

Einwohner Basel Stadt
1970er: 200'000 Schweizer / 44'000 Ausländer
heute: 130'000 Schweizer / 62'000 Ausländer (32.6%)

Verwaltungsausgaben
2000: knapp 200 mCHF
2008: 800 mCHF (x4)

Nettoverschuldung (gem. Finanzplanung des Regierungsrats)
2009: 2.5 bnCHF
2014: 3.4 bnCHF (+38%)

kantonale Sozialhilfeausgaben
1997: 106 mCHF
2009: > 200 mCHF (x2)

Sozialhilfequote
6.1% (Schweizermeister)
8.8% bei Zuwanderern
17% bei Ausländern bis zum Alter von 17 Jahren

IV
2000: > 100 mCHF
2009: 225 mCHF (+90%; 10'112 Invalide)

Kurt Pelda in der WeWo47.10, Seite 12f.

Linke Journalisten

Noch Anfang des 21. Jahrhunderts, so zeigte eine Umfrage, bezeichneten sich
60 Prozent der Journalisten als links. Nur 1,5 Prozent sympathisierten mit der
SVP.
Kurt W. Zimmermann um der WeWo 47.10, Seite 29.

Mittwoch, 17. November 2010

Sieht schlecht aus - auch für GB und F

  • Einwohner (in Mio.): 7 (CH), 61 (GB), 65 (F)
  • BIP (in bnEUR): 400 (CH), 1642 (GB), 1919 (F)
  • Schulden (in bnEUR): 120 (CH), 1118 (GB), 1489 (F)
  • Arbeitslosigkeit (%): 3 (CH), 7,7 (GB), 10 (F)
NZZaS vom 14.10.2010, Seite 24f.

England spart nicht nur bei der Armee, sondern auch bei offensichtlicher Geldverblödung:
  • (Langzeit-)Arbeitslose kriegen keine unbegrenzten Mietzuschüsse für teure Wohnungen in der Innenstadt mehr.
  • Arbeitslose kriegen nur noch soziale Zuschüsse, wenn sie sich um eine Stelle bemühen, bzw. 4 Wochen für die Gemeinde arbeiten.
  • Die Studiengebühren werden erhöht auf bis zu 9000 GBP: Die Studenten eröffnen ein Schuldenkonto, bei welchem die Rückzahlung ab einem Einkommen von 21'000 GBP fällig wird.
Dass solch grundsätzlich Selbstverständliches erst durch eine Kriese realisiert wird!

unnötig teures Gesundheitssystem

Nach den USA und Frankreich geben die Schweizer weltweit am meisten für Gesundheit aus. «Allerdings bezahlen sie auch viel unnötig»: Das sagt der Berner Gesundheitsökonom Heinz Locher. «Die Krankenkassen vergüten jedes Jahr unnötige Leistungen in der Höhe von 200 bis 300 Millionen Franken», kritisiert er.

Der Grund: Die Zulassung von Medikamenten werde hierzulande zwar amtlich überprüft, nicht aber die Behandlungsmethoden von Ärzten. Und Letztere sind nach Ansicht Lochers oft zu wenig wirkungsorientiert. So werde nicht systematisch hinterfragt, ob etwa bei einem Kreuzbandriss eine teure Operation wirklich das bessere Ergebnis bringe als eine billigere Physiotherapie. «Der Gesetzgeber müsste einen konsequenten Nachweis des Behandlungsnutzens verlangen», fordert er. In verschiedenen europäischen Ländern ist das Standard.

Würde in der Schweiz nebst den ärztlichen Leistungen auch noch der Einsatz von medizinischen Hilfsmitteln (Herzschrittmacher, künstliche Gelenke usw.) und von Medikamenten systematisch überprüft, liessen sich laut Locher 2 Mia. Franken jährlich sparen. Das sind 10 Prozent der Kosten in der Grundversicherung; notabene ohne dass Patienten schlechter behandelt würden. «Die Schaffung einer solchen Wirksamkeitsprüfstelle wäre sogar ohne Gesetzesänderung möglich», so Locher.
20min

staatlich verordnete Zwangssolidarität

In einem Staat, der die Steuerprogression kennt, gibt es bloss einen "moralischen Grundsatz", der zur Beschränkung der Anwendung der Steuerprogression dienen kann: Jene, die einen Steuersatz festsetzen, müssen auch diesen Steuersatz bezahlen.
Friedrich August von Hayek in der Zeitschrift "Schweizer Monatshefte", 1952.

Sloterdijk hat einen Weg skizziert, wie die Gesellschaft zum Weg der Gerechtigkeit zurückfinden könnte: durch die «Abschaffung der Zwangssteuern» - der Zwangssolidarität - und «deren Umwandlung in Geschenke an die Allgemeinheit». So utopisch dieser Vorschlag klingen mag, er trifft dennoch einen wesentlichen Punkt: Wer einen Viertel seines Einkommens oder mehr an den Staat abliefert, überlegt sich zweimal, ob er seine genuinen philanthropischen Neigungen ausleben will. Er fühlt sich anders als in den USA der moralischen Pflicht enthoben, der Gesellschaft freiwillig etwas von dem zurückzugeben, was er durch eigene Leistung, aber auch dank anderen Menschen und Glück erreicht hat. Seine gesellschaftliche Verantwortung hat er an den Staat delegiert.
René Scheu in der NZZaS vom 14.11.2010, Seite 21.

Romands: wehleidig und teuer

Denn im Gegensatz zum Deutschschweizer hat der Romand keine Lust, sich still durch eine schwierige Zeit durchzubeissen. Er schämt sich nicht, schlecht drauf zu sein. Das ist der Unterschied.
Peter Rothenbühler
Kurzer Weg zum Arzt
Ich sage es einmal so: Wir nutzen unsere hohen Krankenkassenprämien besser aus als die Deutschschweizer.
In der Romandie wird Depression im Vergleich zur Deutschschweiz viel schneller diagnostiziert.
Pierre Vallon, Psychiater aus Morges

Yann Cherix in der NZZaS vom 14.11.2010, Seite 81.

Roma

verwahrlost, rechthaberisch, dickköpfig, faul, hinterlistig, egozentrisch, unbeirrbar, eingeschnappt, träge, opferverliebt, reklamierend, unverständlicher stolz, auf eigenen Vorteil bedacht, geistig zurückgeblieben, religiös, antriebslos,
In Anlehnung an David Signer in der NZzaS vom 14.11.2010, Seite 79f.

Dienstag, 16. November 2010

Italiens verwahrloste Kulturgüter

Ein Besucher und zehn Museumsaufseher. Staatliche Kontrolleure wollten nicht glauben, dass so eine Misswirtschaft überhaupt möglich ist. Keinen Euro mehr nahm die archäologische Ausgrabungsstätte Ravanusa, unweit der Tempel von Agrigent, im vergangenen Jahr ein, denn ihrem einzigen Besucher gewährten die Beschäftigten freien Eintritt vor Begeisterung. Auf 350 000 Euro beliefen sich allerdings die Ausgaben für Gehälter und Pflege des Freilichtmuseums.
Patricia Arnold in NZZaS vom 14.11.2010, Seite 5.

selbstgewollte Jugendarbeitslosigkeit

Wirklich Schade für Otto Ineichen! Ich dachte schon, dass er zu den Linksabweichlern der FDP gehört, als er sich diesem sozialen Projekt verschrieb. In Anbetracht der grossen Bedeutung des schweizerischen Ausbildungsweges via Berufslehre und dem grossen volkswirtschaftlichen Nutzen daraus, konnte ich ihn aber doch etwas verstehen. Ernüchternd ist jetzt aber die Erkenntnis, welche ich - offensichtlich etwas weniger optimistisch also Ineichen - schon vorher vermutet hatte.
Vier von zehn Jugendlichen, die keine Lehrstelle finden, wollen sich nicht wirklich helfen lassen. Das ist das ernüchternde Fazit von Otto Ineichens Stiftung Speranza. Das Problem sei nicht der Lehrstellenmangel - sondern die Einstellung vieler Jugendlicher, sagt Ineichen gegenüber der Zeitung «Der Sonntag». «Ich habe resigniert», räumt der 69-jährige Unternehmer ein, als er von seiner Organisation Speranza erzählt, mit der er sich mit viel Herzblut gegen Jugendarbeitslosigkeit engagiert.

Ineichen ist vier Jahre nach der Gründung von Speranza desillusioniert, denn viele Jugendliche seien gar nicht bereit, sich helfen zu lassen: «Die Unternehmer machen mit, wenn wir ihnen garantieren können, dass die Jugendlichen wollen. Doch rund 20 Prozent sind uns abgesprungen, weil sie enttäuscht wurden.»

Mit enormem Engagement hat Ineichen für diese gute Sache geweibelt - in der Wirtschaft, in der Politik, bei den Medien. Doch seine Erfahrungen sind ernüchternd: Vier von zehn Jugendlichen, die mit Speranza in Kontakt kommen, lassen sich nicht integrieren. Wer zu Speranza kommt, hat oft mehrere missglückte Versuche hinter sich, in der Arbeitswelt Fuss zu fassen. Die Organisation ist für viele so etwas wie eine letzte Chance. Umso weniger kann es Ineichen verstehen, wenn Jugendliche diese Chance nicht packen. Mitleid hat er mit ihnen nicht: «Wer nach all diesen Integrationsprojekten immer noch ohne Lehrstelle dasteht, ist ganz einfach selber schuld», sagt er.

Bei den meisten, die sich nicht integrieren lassen, fehle es schlicht am Willen - und nicht am Können. «Die Jugendlichen wollen sich die Hände nicht schmutzig machen. Viele wollen nur den Wunschberuf und sonst nichts», stellt Ineichen fest. Laut Otto Ineichen werden die unmotivierten Jugendlichen zu sanft angefasst. «Sie erhalten ohne Probleme weiterhin ihr Geld. Viele bekommen dann Probleme mit den Eltern, die Gemeinde besorgt ihnen eine Wohnung und bezahlt sie. Sie sind dann frei, können machen, was sie wollen, sich tagsüber mit Gleichgesinnten treffen, ein süsses Leben führen.» Deshalb fordert Ineichen: «Wer keine Leistungsbereitschaft zeigt, der soll vom Staat auch kein Geld mehr ausbezahlt bekommen.»

20min

Auch "Karriere-Frauen" sind Schäfchen

Umfrageresultate

Ich setze mich für strengere Risikomanagementsysteme ein:
Frauen: 40%
Männer: 1%

Ich setzte mich ein für eine stärkere Regulierung der Vergütungssysteme.
Frauen: 45%
Männer: 22%

Ich wünsche mir eine grössere Vielfalt in Kontrollgremien bezüglich Geschlecht und Nationalität:
Frauen: 65%
Männer: 35%

3 oder mehr Frauen im Verwlatungsrat machen das Board leistungsfähiger:
Frauen: 51%
Männer: 12%

Ich bin für die Einführung einer Frauenquote in Verwaltungsräten:
Frauen: 25%
Männer: 1%

Studie «2010 Board of Directors Survey» von Heidrick & Struggles und Boris Groysberg von der Harvard Business School im Auftrag der Organisation Women Corporate Directors. Befragt wurden insgesamt 294 weibliche und 104 männliche Verwaltungsratsmitglieder börsenkotierter und privater nordamerikanischer Unternehmen.

finews vom 8.11.2010


Interpretation
- Frauen stehen der Option, Karriere über Quoten oder "Diversity-Erkenntnisse" zu machen offen gegenüber.
- Frauen glauben eher an die Lösung durch stärkere Regulierung/Vorschriften. Sie plädieren für eine starke Institution, welche den Weg weist. Dieser folgen sie dann auch brav.

Sonntag, 14. November 2010

"working poor" aufgrund privater Entscheide

Die Erhebung des Bundesamts für Statistik zu den "working poor" hebt die Ursachen hervor:
Es sind nicht schlechte Löhne, die zur Armut führen, wie man meist vermutet. Sondern es sind oft private Entscheide. Arm werden die bloss Teilzeitarbeitenden, Alleinerziehende, kinderreiche Familien und, unvermutet, kleine Selbstständige. Deren Armutsrisiko ist gross. Und in der Schweiz wie anderswo fallen arme Haushalte und Tieflohn-Bezüger nicht zusammen.
Beat Kappeler in der NZZaS vom 14.11.2010, Seite 41.

unverschämt teure Taxis in ZH

In Zürich werden die Taxipreise vom städtischen Polizeidepartement behördlich fixiert. Der gültige Tarif von 2008 schreibt eine Grundtaxe von 6 Fr. plus Fr. 3.80 pro Kilometer vor. Hinzu kommen laut Polizeisprecher Ruf die Kosten für Wartezeiten in Staus (69 Fr. pro Stunde).
Markus Häfliger in der NZZaS vom 14. November 2010, Seite 33.
Und wer kassiert diese Tarife - meist Schwarzafrikaner oder andere Migranten...

Samstag, 13. November 2010

ärztliche Allmacht

Ohne ärztliches Attest wird kein Taggeld ausbezahlt, ohne ärztliches Urteil fliessen keine Leistungen der Invalidenversicherung oder für Mutterschaft, selbst der Kauf von Windeln im Pflegheim ist abhängig von der ärztlichen Signatur. Die Beurteilung er Zurechnungsfähigkeit, der Entscheid zur Bevormundung, die Legitimation zum geplanten Freitod benötigen die Unterschrift des Mediziners. Die Tauglichkeit für Militärdienst, von Fahrzeuglenkern im Alter und vieles andere mehr sind Praxisalltag - weit über den Tod hinaus. Denn es gibt auch keine Bestattung ohne ärztlich unterzeichneten Totenschein.
Walter Grete in der NZZaS vom 17.10.2010, Seite 19.

Freitag, 12. November 2010

aktuelle Ausschaffungspraxis

im Rahmen des sogenannten Zusatzprotokolls zum multilateralen «Übereinkommen über die Überstellung verurteilter Personen»:

Das Protokoll, das der Europarat ausgearbeitet hat, ist in der Schweiz seit Herbst 2004 in Kraft. Heute ermöglicht es die Überstellung von verurteilten Tätern ohne deren Einwilligung in 35 Länder.

So werden pro Jahr durchschnittlich rund zwanzig Verurteilte mit ihrer Einwilligung zum Strafvollzug aus der Schweiz in einen anderen Staat und ebenfalls rund zwanzig aus einem anderen Staat in die Schweiz überstellt. Das schrieb der Bundesrat im Frühling auf einen Vorstoss aus dem Parlament.

In der Schweiz werden jährlich zwischen 6000 und 12 000 Täter zu unbedingten Freiheitsstrafen verurteilt. Rund 60 Prozent von ihnen sind Ausländer.

Die Überstellung von ausländischen Verurteilten in ihre Heimat scheitert in der Praxis vor allem daran, dass die dafür nötigen Abklärungen und Verfahren sehr lang dauern - oder daran, dass ein Staat im Einzelfall sein Veto gegen eine Überstellung einlegt. Das ist ihm gemäss den Verträgen und Übereinkommen möglich.

Lukas Häuptli in der NZZaS vom 17.10.2010, Seite 11.

Private entlasten Staat bei Fahndung


Es ist ein staatliches Anliegen, sogar eine Pflicht, dass unser Recht durchgesetzt wird. Jene, die sich nicht daran halten, sollen dafür verurteilt werden. Sind sie auf der Flucht und alle Optionen der Fahndung ausgeschöpft, greifen die kantonalen Polizeikorps zur Internetfahndung und veröffentlicht ein Fahndungsbild.

Für die Ausschaffungsinitiative übernimmt die PNOS diese Bilder. Sie unterstützt den Staat in seiner öffentlichen Funktion - getragen mit privaten Mitteln.


Aus meiner Sicht stellt sich ein einziges Problem: Die Fotos müssen vom Internet wieder verschwinden, wenn die mutmasslichen Täter gefasst wurden oder sich gestellt haben. Das hat auch eine PNOS zu befolgen. Ich denke aber nicht, dass das ein Problem für die PNOS ist, da es ihr wohl weniger um die einzelnen Gesichter auf den Fotos geht, als vielmehr um den Umstand, dass dauernd entsprechende Gestalten gesucht werden. Also gibt eigentlich kein Problem.

gewaltbereite, nationalistische, homophobe Serben


Das Phänomen ist nicht neu. Seit den neunziger Jahren existieren eine Reihe von Jungmännerbünden, die ihre Mitglieder aus den Fangemeinden der grossen Fussballklubs rekrutieren. Sie machen nicht nur die Stadien unsicher, sondern schlagen nach Laune auch Schwule, Roma, Muslime und Ausländer zusammen. Auch die Freischar-Kommandanten, die während der Jugoslawienkriege in Bosnien oder Kosovo die Drecksarbeit machten, fischten ihre Gefolgschaft vorzugsweise aus den Stadien. Dazu kommen ultranationalistische Jugend-Bünde wie Obraz (Ehre) oder Nasi (Unsere), die sich als Verteidiger der Nation und des orthodoxen Glaubens aufspielen.

Sehr lange wurde die Gewalt von der Justiz geduldet. Die Hooligan-Prozesse wurden regelmässig verschleppt, und die Urteile sind lächerlich. Das Jugendstrafrecht ist zahnlos, und die Richter mildern die Gewalttaten als jugendlichen Übermut ab. Anders als ihre Opfer haben die Hooligans, wenn sie abends ausrücken, wenig zu befürchten.
Andreas Ernst in der NZZaS vom 17.10.2010, Seite 7.

Tschechiens Drogenfreipass

Seit dem EU-Beitritt 2004 sind die Tschechen Europas Spitzenreiter beim Haschischkonsum.

Die Gesetzesnovelle, die heute selbst Niederländer nach Tschechien lockt, erlaubt unter anderem den Besitz von bis zu
  • 15g Haschisch
  • 1.5g Heroin
  • 1g Kokain
  • 5 LSD-Tabletten
für den Eigengebrauch. Ausserdem darf jeder Erwachsene bis zu 5 Cannabis-Sträucher und 40 halluzinogene Pilze züchten.
Paul Flückiger in der NZZaS vom 17.10.2010, Seite 9.

Die soziale Botschaft des sportlich Aktiven

Bewegung, frische Luft, Askese, Disziplin: Zwei von drei Schweizerinnen und Schweizern treiben mindestens einmal pro Woche Sport, vierzig Prozent dreimal wöchentlich.
gesund, gesund bleiben, sozial, macht Spass,
vs.
übergrosse Bewegungsdrang kann auch mit Eitelkeit, Frust und blankem Kampfwille zu tun haben kann


Der Langstreckenläufer:
Erst nach «Kilometer 35» setzt das Hirn Endorphine frei, die dem Langstreckenläufer jene Glücksgefühle vermitteln, die er im übrigen Leben offenbar nur schwer findet.

Die Spasskultur ist ihm zuwider, von anderen Oberflächlichkeiten hat er sich längst befreit. Er braucht keine Jacht, kein Pferd, keine Golfausrüstung, um seinen Status zu zelebrieren, denn er weiss: Nicht in der Sportart, sondern im Sportverhalten spiegeln sich soziale Unterschiede am deutlichsten. Gewohnt, Widerständen die Stirn zu bieten, stellt der Langstreckenläufer hohe Ansprüche an sich selbst. Er liebt es, auch in der Freizeit über sich selbst – und alle anderen – hinauszuwachsen.

Je höher die Bildung und das Einkommen sind, desto mehr Sport wird in der Deutschschweiz getrieben. Während Bauern, Akkordarbeiter und Fabrikarbeiterinnen nach Feierabend selten das Bedürfnis nach einem Wald- lauf verspüren, geben rund 47 Prozent der- jenigen, die monatlich über 8000 Franken verdienen, an, pro Woche mehrmals und mehr als drei Stunden Sport in der freien Natur zu treiben. Die höchste Kadenz ist in den Kategorien «Jogging», «Laufen» und «andere Ausdauersportarten» zu finden.

Franziska K. Müller in der WeWo39.10, Seite 50ff.

Gesundheitssystem: action required

  • Keine weitere Verharmlosung der Krankenkassenprämienexplosion
  • starke Reduktion des obligatorischen Teils der Krankenversicherung
  • Dienstleistungen und Medikamente zu Marktpreisen (internationaler Wettbewerb)
  • Bonus für Kunden, welche keine Leistungsansprüche melden
  • Das staatliche Budget für Prämienverbilligungen um mindestens 90% reduzieren
  • kein Ärztezwang für Krankenkassen
  • Konzentration von medizinischen Dienstleistungen in wenigen Spezialistenspitälern

Die ständig steigende Nachfrage im Gesundheitssektor ist kein Naturgesetz. Überall dort, wo sich die privaten Haushalte den richtigen Marktpreisen oder risikogerechten Prämien gegenübersehen, fällt das Wachstum deutlich zurückhaltender aus. Je mehr die Patienten aus der eigenen Tasche bezahlen müssen, desto schwächer fällt der Anstieg der Gesundheitskosten aus, zeigt eine Analyse des CSS-Gesundheitsökonomen Konstantin Beck. Der Anteil der obligatorischen Krankenversicherung an den Gesamtausgaben im Gesundheitswesen nimmt seit der Einführung des Krankenversicherungsgesetzes im Jahre 1996 ständig zu. In der Zwangsversicherung steigen die Ausgaben schneller und stärker als die Gesamtkosten, weil im Obligatorium Geld keine Rolle spielt, das Verursacherprinzip ausgeschaltet ist. Im überobligatorischen Bereich aber, also dort, wo der Kunde selber entscheidet und bezahlt, fällt das Wachstum deutlich bescheidener aus. Im Bereich der freiwilligen Krankenversicherung ist es sogar rückläufig.

Der Staat meint es gut mit uns: Bei jedem dritten Prämienzahler bezahlt er die ganze oder zumindest einen Teil der Ausgaben für die Krankenkassen: Sie sollen das Budget eines Haushaltes nicht übermässig belasten. Im vergangenen Jahr liessen sich Bund und Kantone die Prämienverbilligung 3,5 Milliarden Franken kosten, etwa gleich viel, wie die Land- wirtschaft an Subventionen erhält. Das Giesskannenprinzip in der obligatorischen Krankenversicherung kommt 2,2 Millionen Bezügern zugute, pro Haushalt werden im Durchschnitt 2800 Franken ausgeschüttet. Das Geld ist schlecht angelegt. Denn die Subventionen sorgen dafür, dass rund dreissig Prozent der Bürger die Entwicklung der Gesundheitskosten gleichgültig ist. «Die Prämiensubventionen reduzieren das Preisbewusstsein», sagt CSS-Gesundheitsökonom Beck. Wer nicht weiss, was eine Dienstleistung kostet, neigt zum Überkonsum.
Pierre Heumann in der WeWo40.10, Seite 40.

Schiefergas krempelt den globalen Klimaschutz um

Neu kann man Schiefergas fördern - und zwar zweieinhalb mal soviel wie die vermuteten Vorräte an konventionellem Gas.
Die Schiefergas-Revolution könnte den erneuerbaren Energien den Todesstoss versetzen. Bei sinkenden Energiepreisen dank billigem Gas lohnen sich Investitionen in Wind, Sonne und Erdwärme noch weniger als heute. Kommt dazu, dass sich die Gasproduzenten selber als Klimaschützer sehen, da Gas der fossile Brennstoff mit der geringsten CO2-Belastung ist. Tatsächlich wäre für den Klimaschutz wohl mehr erreicht, wenn man möglichst viel Öl und Kohle durch Gas ersetzen würde, statt den Ausbau ineffizienter erneuerbarer Energien voranzutreiben.

Schiefergas bietet aber auch Chancen, die weit über den Energiemarkt hinausgehen. «Es wird die Weltpolitik verändern», schrieb Energieexpertin Amy Jaffe. Wenn sich osteuro- päische Staaten wie Polen oder die Ukraine selber mit Gas versorgen und weniger russische Lieferungen benötigen, sind sie nicht mehr gezwungen, Moskau politisch zu dienen. Auch der Einfluss von ölexportierenden Ländern würde schwinden, wenn billiges Gas dominiert. Freiheitliche Staaten wären dank eigenem Gas oder Importen aus den USA nicht mehr gezwungen, mit ihren Öleinkäufen zwielichtige Regimes am Leben zu erhalten. Gegenüber Problemstaaten wie Venezuela oder Iran könnte der Westen politisch härter und kompromissloser auftreten.
Alex Reichmuth in der WeWo40.10, Seite 44.
Beeindruckend, wie eine neue wissenschaftliche Entdeckung, eine neue Art der Rohstoffförderung, die Weltpolitik beeinflussen kann.

Outsourcing bei Bankräubern

Kundin musste Bank überfallen
Gladbeck (D). Ein Bankräuber hat gestern mit einem fiesen Trick eine Bank ausgeraubt: Er kettete einer Passantin eine Bomenattrappe an den Arm und zwang sie, damit in die Bank zu gehen: So konnte er eine sechsstellige Summe Geld erpressen. Den Geldkoffer übergab die Frau einem Taxifahrer, der davonfuhr.
Aus dem 20min vom 12.11.2010, Seite 13.

Donnerstag, 11. November 2010

Sozialwerke: Den Bock zum Gärtner machen

Diese Ausgangslage würde auch die Wohlfahrtsstaaten Europas stabilisieren, welche von Forderungen von allen Seiten geplündert werden. Die Linken und die Gewerkschaften Frankreichs, der Schweiz oder Griechenlands bekämen die Versicherungen fürs Alter, für Invalide und für Arbeitslose geschenkt mit der Auflage, allfällige Defizite aus der verbandlichen Kasse zu decken.
Beat Kappeler in der NZZaS vom 7.11.2010, Seite 36 in Anlehung an den amerikanischen Ökonomen Mancur Olson.

Mittwoch, 10. November 2010

Rückständiger Osten - immer noch

Die Arbeitsproduktivität in den neuen Bundesländern stagniert, wie die Löhne, bei etwa 75 Prozent der Leistung im alten Westen. Jeder dritte Euro, der im Osten ausgegeben wird, wurde nicht dort erwirtschaftet, stammt aus Transferleistungen. Die Arbeitslosigkeit und die Zahl der Hartz-IV-Empfänger sind etwa doppelt so hoch wie im Westen.

Und dennoch blieben begründete Zweifel, ob die ostdeutschen Bundesländer ganz ohne Hilfen auskommen könnten. Vieles spricht dafür, dass sie durch die lange Förderzeit dauerhaft an den Tropf gewöhnt worden sind. Diese Einsicht will gegenwärtig niemand den Deutschen zumuten.

Die Vereinigung hat zunächst die Staatsgläubigkeit gestärkt, hat in beiden Landesteilen nostalgische Stimmungen befördert und eine Kultur der gegenseitigen Schuldzuweisungen hervorgebracht. Entweder war der arrogante Wessi schuld, oder der faule Ossi begriff wieder einmal nichts – Hauptsache, man konnte weiterjammern und mit dem Finger auf andere zeigen.

Jens Bisky in der WeWo40.10, Seite 52f.

Sex und Unterwerfung

Der heterosexuelle Geschlechtsverkehr ist kaum möglich ohne die Unterwerfung der Frau.
Alice Schwarzer

Dass Homosexualität die Lösung der Benachteiligung der Frau sein soll, fand ich nicht wirklich überzeugend.
Kristina Schröder, CDU-Familienministerin

...Stammtischparolen - hanebüchenen Unsinn...
Alice Scharzer

teures "Walk in" bei Notfallstationen

Viele Menschen, die die Chirurgie-Notfallstation wegen nicht dringlicher Anliegen aufsuchen, haben keinen Hausarzt.
Studie des Inselspitals in Bern
  • Schweizer mit Hausarzt: 83%
  • Ausländer mit Hausarzt: 57%
Aus der SonntagsZeitung vom 07.11.2010


durchschnittliche Kosten
  • einer Notfalluntersuchung durch einen Spezialisten: 500 CHF
  • einer Untersuchung durch den Hausarzt: 176 CHF
Gemäss Hochrechnungen der "SonntagsZeitung" führt dieses Verhalten schweizweit jährlich zu rund 100 Millionen Franken unnötiger Notfallkosten.
20min vom 08.11.2010, Seite 8.
Und wieder einmal ist das Kostenproblem v.a. ein Ausländerproblem:

Selbsteinlieferung in teure Notfallstation ("Walk In-Patienten")
  • Schweizer: 87%
  • Ausländer: 97%
20min

Depressionen: teure Romands und Frauen

Immer mehr Menschen mit Depressionen nehmen einer BAG-Statistik zufolge ärztliche Hilfe in Anspruch.

Hausarztbesuche wegen psychischer Krankheit auf 1000 Fälle
  • Romandie: 27,4
  • TI, GR: 2,9
  • Zentralschweiz: 5
  • Schweizer Durchschnitt: 12,9
  • Männer: 1/3
  • Frauen: 2/3
20min vom 8. November 2010

Und trotzdem bezahlen diese Risikogruppen dieselben Krankenkassenprämien wie ich! Bzw. bei der Höhe der Prämien bezahle ich ihr Risiko - sehr stossend!

Sarrazins Thesen: Deutschland im Niedergang

Thilo Sarrazin geht davon aus, dass die Deutschen zu wenig Nachwuchs haben und deshalb mit jeder Generation ein Drittel weniger werden als in der Generation zuvor. Der Gesellschaft drohe zudem der geistige Abstieg, schreibt Sarrazin, da die bildungsfernen Schichten mehr Nachwuchs hätten und Intelligenz «zu 50 bis 80 Prozent erblich» sei.

Die Probleme einer schrumpfenden und dümmer werdenden Gesellschaft könnten auch nicht mit Einwanderung ausgeglichen werden, da Deutschland auf die falsche Art von Einwanderung setze. Die muslimischen Immigranten - in erster Linie Türken - sind laut Sarrazin überdurchschnittlich häufig arbeitslos, sie beziehen überdurchschnittlich viele Sozialleistungen, ihre Kinder sind an den Schulen unterdurchschnittlich erfolgreich. Sie seien zudem häufiger kriminell als die Deutschen und hätten mehr Kinder. Sarrazin rechnet hoch, dass in Deutschland Personen aus muslimischen Ländern bald in der Mehrzahl sein könnten.

Thilo Sarrazin schlägt vor, dass künftig nur noch «Spezialisten am oberen Ende der Qualifikationsskala» einwandern dürfen. Für Zugewanderte ohne ausreichende Sprachkenntnisse sollen Deutschkurse für obligatorisch erklärt werden. Ab dem dritten Lebensjahr sollen Kinder den Ganztageskindergarten besuchen. Der Familiennachzug soll erschwert und der Bezug von Sozialleistungen an strikte Bedingungen geknüpft werden.

Thomas Isler in der NZZaS vom 7.11.2010, Seite 24f.

Samstag, 6. November 2010

mächtige Fox News

Fox News ist nicht bloss Wahlkampfhelfer der Republikaner. Der TV-Sender ist Murdochs Goldesel. 700 Millionen Dollar Gewinn soll der Sender in diesem Jahr machen. Der Meinungssender zählt heute mehr Zuschauer als CNN, MSNBC und CNBC zusammen. Ein früherer Redenschreiber Bushs sagte dazu: «Wir Republikaner dachten, Fox arbeite für uns. Nun erkennen wir, wir arbeiten für Fox.»
Gordana Mijuk in der NZZaS vom 24.10.2010, Seite 28f.

alle gegen die SVP

Michael Furger in der NZZaS vom 24.10.2010, Seite 24f

Geschichte des Rentenalter 65 für Frauen

2004 vom Volk verworfen
2010 vom Parlament gekippt

Wie kam es (nicht) dazu? Ein kleiner Rückblick:

Im Anfangsstadion der AHV galt Rentenalter 60 für Frauen mit Ehemann über 65, Rentenalter 65 für Single-Frauen
Anstatt die Benachteiligung der ledigen Frauen und Arbeiterinnen in der Realität zu verbessern, beseitigte man die Ungleichheit einfach zulasten der Sozialwerke bei den verheirateten Frauen.
1957 Rentenalter für alle Frauen 63 Jahre

Begründung: «Ihre Körperkräfte lassen im Allgemeinen früher nach.» Dies besonders bei körperlich arbeitenden Frauen, «aber auch ganz allgemein in der statistisch nachgewiesenen starken Krankheitsanfälligkeit älterer Frauen».
Frauen arbeiteten vor 50 Jahren zwar auch, jedoch überwiegend nur untergeordnete, schlecht bezahlte Funktionen ausübten (Schneiderin oder Verkäuferin)... Viele ledige Frauen pflegten zuerst noch jahrelang die Eltern, bis sie eine schmale Erwerbstätigkeit aufnahmen. Frauenarbeit war eine gesellschaftliche Minderheitserscheinung. Auch geschiedene Frauen machten zur Gründungszeit der AHV nur 2,5% der Frauen aus.
1964 senkten die gleichen Argumente das Rentenalter der Frauen auf 62 Jahre.
Die wirtschaftliche Tätigkeit der Frauen hat sich seither dramatisch erhöht, stärker mit Teilzeitarbeit, aber ledige Frauen arbeiten viel öfter voll. Auch verheiratete Frauen arbeiten mehrheitlich und bestreiten ihre AHV selbst. Alle Frauen sind im Schnitt gleich gut ausgebildet wie die Männer, und künftig dürften sie es sogar häufiger sein. Die Frauen erwerben deutlich mehr Maturadiplome als Jungmänner heute. Ledige oder geschiedene Frauen haben einen höheren gesellschaftlichen Status als früher. Und: Frauen arbeiten noch weniger in harter körperlicher Arbeit als Männer. Die «Körperkräfte» lassen wohl kaum schneller nach, und die Lebenserwartung ist nochmals stärker als jene der Männer gestiegen.
Die Verhinderer:
Die linken Kreise hingegen können nach erfreulichen gesellschaftlichen Änderungen nicht auch entsprechende Konsequenzen in den Sozialversicherungen ziehen. Sie beten das Mantra von Not und Elend weiterhin herunter und können daher nur das kompensierende «Immer mehr» fordern. Kommt denn nie Freude auf, dass die staatlichen Kompensationen unnötiger wurden?

Auch dieses realitätsblinde Fortschreiben der Leistungen hat in der AHV Tradition in fast allen Lagern. So stiegen die Rentensätze allein 1972 bis 1977 auf das Zweieinhalbfache. Doch in den gleichen Jahren sackte das Wirtschaftswachstum ins Minus, und die Geburtenrate bekam ab 1971 den «Pillenknick».

Beat Kappeler in der NZZaS vom 10.10.2010, Seite 37.

katholische Kirche verteilt Kondome


Aktion der Katholischen Kirche Luzern:
Vergessen ist ansteckend. Schütze deinen Nächsten wie dich selbst.
Auf eine hunderprozentige Treue zu vertrauen, ist keine realistische Position.
Florian Glohr, Sprecher der Katholischen Kirche Luzern
Basiert nicht auch die religiöse Vorstellung (oder sogar auch noch die rechtliche?!) auf der Illusion der "100%-igen Treue" (gemäss Kirchensprecher) bis ans Ende der Tage?!

unproduktive Italiener

Laut CEO Sergio Marchionne wäre Fiat ohne Italien besser dran: Nicht ein Euro Gewinn komme aus Italien. Grund: geringe Arbeitsproduktivität. Die Gewerkschaften reagieren empört.
Blick am Abend vom 25.10.2010, Seite 8.
Das ist schon seit einem Jahr bekannt.

Zurück zu einer konservativen Schulpolitik

Hier bin ich der Meinung der SVP:
  • Fokussierung auf messbare Leistungen
  • Mundartunterricht, seperaten Deutschunterricht für Fremdsprachige, im Kindergarten nur Mundart.
  • Stopp bei der Integration von schwachen Schülern (Der Einbzug schwacher Schüler senkt das Klassenniveau, kein integrativer Unterricht)
Hier ist's etwas komplizierter, weshalb ich zu den schwammigen Positionen der FDP stehe:
Lehrermangel: Die SVP will Teilzeitstellen im Lehrerberuf abschaffen. FDP, SP und CVP wollen bessere Berufsperspektiven und mehr Quereinsteiger. Die SP fordert zudem höhere Lehrerlöhne. CVP und FDP kritisieren wie die SVP die Akademisierung der Lehrerbildung.

Frühe Bildung: Die SVP wehrt sich gegen die Frühförderung und gegen die Basisstufe (Verschmelzung von Kindergarten und Schule). SP und CVP setzen auf die frühe Förderung und die Basisstufe. Die FDP ist bei der Basisstufe skeptisch.
In Anlehnung an Michael Furger und Markus Häfliger in der NZZaS vom 24.10.2010, Seite 11.

träge französische Bürokratie

Doch schon bald nachdem sie 2007 mit einer Eliteausbildung im Gepäck ihren ersten Job beim Regionalrat von Aquitanien in Bordeaux angetreten hatte, merkte sie, dass sie in einem Universum von Leerlauf, Inkompetenz und Nepotismus gelandet war, in dem die Nichtstuer sich auch noch ständig über Arbeitsüberlastung beklagten.

Die Lektüre des Buches macht klar, wieso sich die französischen Staatsbeamten nun so heftig gegen die Erhöhung des Pensionsalters von 60 auf 62 wehren: Sie wollen ihre Zeit nicht noch länger mit Leerlauf zubringen.
Hans-Hagen Bremer in der NZZaS vom 24.10.2010, Seite 19 über das Buch von Aurélie Boullet: «Absolument dé-bor-dée!» (Total überlastet) «Wie man 35 Stunden abarbeitet...in einem Monat!», Pariser Verlag Albin Michel

unintegrierte Muslime - Kopftuch - Burka

Woher kommt dieser Kontrollwahn über die Mädchen?
Die Ehre einer Familie liegt sozusagen zwischen den Beinen der Mädchen. Der Verlust der Jungfräulichkeit ist der soziale Tod für alle, und der ist schlimmer als der tatsächliche Tod. ...Es ist in diesen Kreisen eine Selbstverständlichkeit, dass muslimische Mädchen keine Freiheit haben und auch nicht über ihren Körper verfügen können. ...von Mädchen, die sich vor den Sommerferien in ihrem Heimatland fürchten, weil sie Angst haben, dort verheiratet zu werden.

Weshalb konnten sich solch archaische Ansichten behaupten? Es handelt sich ja oft schon um die 3. Generation von Muslimen.
...Heute sind die Muslime in gewissen Stadtteilen so unter sich, dass sie oft gar nichts anderes kennen...
Ähnlich irritierend wie der Umgang mit den Mädchen ist auch der Hass auf die deutsche Lebensweise. Mit Verlaub: Wieso bleibt jemand in einem Land, das er derart verabscheut?
Das ist in der Tat die Frage, die man sich stellen muss. Obschon sich viele mit den Werten und den Moralvorstellungen des Gastlandes nicht einverstanden erklären, bleiben sie, weil es ihnen besser geht. Finanziell gesehen und weil es ein funktionierendes Gesundheitssystem und ein Sozialnetz gibt. Das ist ein Missbrauch des Sozialstaates für die eigenen Zwecke, denn man möchte seinen Teil nicht dazu beitragen und sich auch nicht anpassen. Das zu kritisieren, kann aber lebensgefährlich sein.

Wurden Sie auch schon bedroht?
Ja, nachdem ich einen Bericht gemacht hatte über einen Hassprediger in Berlin. Das war sehr schlimm. Ich gebe offen zu, dass es Themen und Personen gibt, mit denen ich sehr vorsichtig umgehe, weil ich nicht bereit bin, mein Leben oder das meiner Familie zu gefährden.

Das ist bedenklich.
Ja. Und es zeigt, wie sehr man in unserer Demokratie bereits bereit ist, bezüglich der oft gepriesenen Meinungsfreiheit Rückschritte zu machen.

Wo sind eigentlich all die Politiker, die sich dafür einsetzen müssten?
Die schweigen aus Angst, als Rassisten zu gelten. Wobei diese Angst der eigentliche Rassismus ist. Weil man diese Apartheid einfach akzeptiert und es sich bequem macht, indem man «diese anderen» zwar bemitleidet, aber immer auch marginalisiert, indem man zum Beispiel muslimische Frauen und Mädchen nicht als gleichberechtigten Teil der Gesellschaft ansieht. Alle sind empört, wenn in Afghanistan die Frauen entrechtet werden, aber sie wollen nicht wahrhaben, dass bei ihnen um die Ecke ähnliche Dinge passieren. Es geht um die Existenzrechte von Frauen, wenn da eine Gruppe der Meinung ist, Frauen dürften sich nicht alleine in der Öffentlichkeit bewegen, müssten sich verhüllen und verstecken. Das geht uns was an, auch wenn wir nicht betroffen sind.

Die Politik hat also versagt?
Absolut...
Dann hat Thilo Sarazzin recht?
Ich lese gerade sein Buch. Wenn er diese Eugenik nicht reingebracht hätte, hätte ich mich hinter ihn stellen können. Aber so geht das nicht. Ansonsten sagt der Mann nichts Falsches.

Würde Zwang bei der Integration helfen?
Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen. Aber man kann Menschen zwingen, die Gesetze in diesem oder in Ihrem Land einzuhalten. Zum Beispiel hat der Staat die Aufgabe, einzuschreiten, wenn Eltern nicht mehr in der Lage sind, ihren Pflichten nachzukommen. Egal, ob es sich um Verwahrlosung handelt oder ob einem Kind der Schwimmunterricht verboten wird. Wir sind als Gesellschaft verpflichtet, dies allen Kindern zu garantieren. Da hilft nur Zwang durch Sanktionen. Man sieht ja, wohin es führt, wenn man es nicht macht: Wir diskutieren schon über Gebetsräume an Schulen. Das dürfen wir nicht zulassen.

Sind Sie für ein Kopftuchverbot?
An Schulen ganz klar... es gibt begründeten Anlass dafür, anzuzweifeln, dass diese Kopftücher alle selbst gewählt sind. Und solange diese Kopftuchverfechterinnen nicht garantieren können, dass kein einziges Mädchen dazu gezwungen wird, so lange haben sie keine Berechtigung, ihr Kopftuch als Selbstverständlichkeit einzufordern.

Wie soll man mit der Burka verfahren?
Die fällt für mich unter das Vermummungsverbot, das es in Deutschland bereits gibt. Es ist eine Zumutung, in einer Bank jemanden mit einer Burka bedienen zu müssen. Es gibt gewisse Normen und Verhaltensweisen, die eine Gesellschaft zusammenhalten. Bei uns gehört dazu, dass man sich ins Gesicht guckt.

Es gibt tatsächlich kaum Kritik aus den eigenen Reihen. Weshalb nicht?
Weil die liberalen Muslime keine Lobby haben. Gehör verschaffen sich die Eiferer, für die der Zusammenhalt der Muslime über alles geht. Dass keine muslimische Gesellschaft auf die Strasse geht, wenn der Filmregisseur Theo van Gogh abgeschlachtet wird auf offener Strasse, ist kein Zufall. Auch beim Karikaturenstreit hat sich keine muslimische Organisation davon distanziert, dass dieser arme Mann jetzt unter Polizeischutz leben muss. Im Gegenteil: Man gibt sich in der Öffentlichkeit auch noch beleidigt, weil jemand eine Karikatur über den Propheten macht. Das zeigt, dass der Glaube über allem steht. Und deshalb muss man sich nichts vormachen: Das ist ganz eindeutig demokratie- und menschenfeindlich.

Tages-Anzeiger vom 27.10.2010

Kriminalitätsstatistik

676'309 registrierte Straftaten
Tatsächlich handelt es sich bei dieser Zahl für das Jahr 2009 lediglich um Anzeigen, nicht um Verurteilungen. Die Schuld der mutmasslichen Täter ist nicht bewiesen.
446'505 registrierte Fälle
Dies ist die Zahl der 2009 begangenen Verbrechen. Dass sie um rund ein Drittel unter der Anzahl Straftaten liegt, hat folgenden Grund: Wenn einer etwa in einem Restaurant randaliert, dabei jemanden schlägt und auch noch einen Polizisten beleidigt, resultieren daraus mindestens drei Strafanzeigen (Sachbeschädigung, Körperverletzung, Beamtenbeleidigung, allenfalls auch noch Widerstand gegen die Staatsgewalt).
48 Prozent der Anzeigen gegen Ausländer
Unter den angezeigten Ausländern sind auch Asylsuchende, Grenzgänger, Touristen sowie Personen, die ausschliesslich für ein Delikt ins Land gekommen sind (Kriminaltouristen), zusammengefasst. Hingegen stellen Ausländer mit Wohnsitz in der Schweiz lediglich 28 Prozent der Verdächtigten - also fünf Prozentpunkte mehr als der Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung, der bei 23 Prozent liegt.
Kriminelle Ausländer
Sowohl die SVP-Initiative als auch der Gegenvorschlag wollen, dass kriminelle Ausländer ausgeschafft werden. Beide Vorschläge würden allerdings nur die ständige ausländische Wohnbevölkerung (B- und C-Ausweis) treffen, denn nur eine erteilte Aufenthaltsbewilligung kann auch entzogen werden. Alle andern müssen bei einer Verurteilung ohnehin das Land verlassen. Gerade schwerwiegende Straftaten wie Drogen- und Menschenhandel werden aber oft von Ausländern ohne Aufenthaltsbewilligung begangen.
350 bis 400 Ausgewiesene pro Jahr
Der jüngste Bericht der Schweizerischen Forums für Migrations- und Bevölkerungsstudien korrigiert diese Zahl massiv nach oben und damit die Erfolgsprognosen der SVP und der Initianten des Gegenvorschlags massiv nach unten. 2009 waren 750 kriminelle Ausländer ausgewiesen worden. Mit dem Gegenvorschlag würde sich damit nichts verändern, bei der Initiative würde allerhöchstens doppelt statt, wie behauptet, vier- bis fünfmal so häufig ausgewiesen.
70 Prozent Ausländeranteil bei Häftlingen
Die Zahl von 2009 enthält auch Untersuchungshäftlinge, die nicht rechtsgültig verurteilt sind, sowie Zwangsmassnahmen nach Ausländergesetz. Ohne diese dürften laut Bundesamt für Statistik prozentual ähnlich viele Ausländer inhaftiert gewesen sein wie 2008: um 63 Prozent. Genaue Zahlen liegen in einigen Monaten vor.

Andrea Haefely im Beobachter

aufgezwungenes Multikulti

Am Wochenende sagte Kanzlerin Merkel vor Delegierten der Jungen Union in Potsdam, «Multikulti» sei «absolut gescheitert». Immigranten müsse man nicht nur fördern, sondern auch fordern.
Ulrich Schmid in der NZZ vom 18.10.2010

Seit wenigstens fünfzehn Jahren insistiert der Westen darauf, dass im Balkan nur der multiethnische Staat eine Zukunft habe. Nach den Zerfallskriegen Jugoslawiens, die auch im Namen von ethnischen Leitkulturen geführt worden waren, trat der Westen auf den Plan. Mit den Abkommen von Dayton (1995), Ohrid (2001) und dem Ahtisaari-Plan (2007) wurden Bosnien-Herzegowina, Mazedonien und Kosovo Verfassungen vorgeben, welche die Multiethnizität zum bestimmenden Element des Staatsaufbaus machten.

Wenn westliche Politiker Sarajevo, Skopje oder Pristina besuchen, fehlt nie der Hinweis, die Einheimischen sollten die religiöse und ethnische Vielfalt ihres Landes nicht als Hypothek, sondern als wertvolles Gut betrachten.

Andreas Ernst in der NZZ vom 2X.10.2010, Seite 2.

systematische Diskriminierung der Männer

[Der heutige Feminismus] will nicht nur die Gleichberechtigung, sondern alle Vorteile von damals behalten. Sei es das AHV-Rentenalter, die Militärdienstverweigerung oder gerade die Vorrechte auf Kinder.

Gerichte und Behörden drängen Vater häufig aus der Erziehungsverantwortung. In der Schweiz werden Kinder als das Eigentum ihrer Mütter betrachtet. Väter sind nur zum Zahlen da. Fast alle Länder Europas kennen gemeinsame Elternverantwortung nach einer Trennung, auser die Schweiz.

Michael de Luigi von der Organisation Mannschaft im Interview mit Désirée Pomper in 20min vom 1.11.2010, Seite 6.

Change-Hoffnung: amerikanischer Irrglaube

Viele Amerikaner glauben alle vier Jahre, der Messias komme. Ist die Welt nach zwei Jahren noch keine bessere geworden, schieben sie dem Präsidenten die Schuld in die Schuhe.

Obama musste die Finanzkrise und den Krieg im Irak und Afghanistan übernehmen. Nun lässt der wirtschaftliche Aufschwung auf sich warten und die anhaltende Arbeitslosigkeit frustriert die Wähler zusätzlich. Für die Republikaner war es ein einfaches Spiel, diese Entwicklungen den Staatsinterventionen der Demokraten zuzuschreiben.

Guido Weber in Interview von Desirée Pomper in 20min vom 2.11.2010, Seite 2.

unverbindliche Breitenwirkung

Ähnlich wie das Adjektiv christlich verspricht heute das Präfix bio- ein Wertegerüst, das Halt gibt, aber unverbindlich genug ist, um bei der breiten Masse anzukommen.
tis in der NZZaS vom 31.10.2010, Seite 21.

reich - aber nicht durch Leistung


Der einfache Millionär zählt in der Schweiz längst nicht mehr zu den Reichen, sondern zur obern Mittelschicht. Zu den «echten» Reichen gehört man erst ab 30 Millionen Franken. Als «superreich» gelten Wohlhabende mit 100 Millionen Franken und mehr.
Die Hälfte der 300 reichsten Schweizer sind durch Erbschaften reich geworden. (...) Es ist für untere Schichten entmutigend, wenn sie sehen, dass Leistung in den obersten Schichten nicht zählt, sondern Manager abzocken und Reiche erben.

Gordana Mijuk und Christine Brand in der NZZaS vom 31.10.2010, Seite 24f über das Buch von Ueli Mäder, Ganga Jey Aratnam, Sarah Schillinger: Wie Reiche denken und lenken. Reichtum in der Schweiz: Geschichte, Fakten, Gespräche. Rotpunktverlag.

Clash der Geschlechter

Walter Hollstein, Männern fällt es schwer, sich von ihrer traditionellen Rolle als Ernährer zu emanzipieren. Warum?

Weil man 40 Jahre nur Mädchen- und Frauenpolitik gemacht und dabei die Buben und Männer vernachlässigt hat. Während Frauen ihre Rolle neu definiert haben, sind Männer stehengeblieben. Darum trifft jetzt eine Generation von modernen Frauen auf traditionelle Männer. 80 Prozent der Mädchen wollen heute Karriere machen und mit einem partnerschaftlichen Mann eine Familie gründen, während sich bloss 25 Prozent der jungen Männer vorstellen können, mit einer emanzipierten Frau zusammen zu sein.

Klingt ja nicht gerade rosig.

Nein. Es muss zum Clash der Geschlechter kommen. Die Trennungs- und Scheidungsraten sprechen ja heute schon für sich. Die Problematik wird sich in Zukunft aber noch weiter verschärfen.

Was nun?

Es muss dringend Buben- und Männerförderung betrieben werden, damit Männer aus ihrer Identitätskrise herausfinden und ihre Angst abbauen.

Angst wovor?

Abgeschafft zu werden, nicht mehr gebraucht. Die Mehrheit der Studienabgängerinnen sind Frauen, sie sind auf dem Arbeitsmarkt erfolgreicher und brauchen Männer dank Samenbanken ja nicht einmal mehr zur Familiengründung. Das verstört und verunsichert. Und je grösser die Angst, desto mehr klammert man sich an traditionellen Rollen fest.

Walter Hollstein im Interview von Carole Koch in der NZZaS vom 31.10.2010, Seite 77ff.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Fitness statt Glaube

Positivistisch gewickelte, religiös indifferente Menschen neigen nicht selten dazu, die ihnen fremd gewordene Gottesdienst-Tradition durch einen Körperkult zu ersetzen.
Ein Satz, wie ihn nur die NZZ hinbringt :-) 17.10.2010

Anreize zur Sterilisation

Eine umstrittene Organisation aus den USA hat einem drogensüchtigen Briten 200 Pfund bezahlt, damit sich dieser sterilisieren liess. Hinter dem Angebot steht die Vereinigung Project Prevention. Die Organisation will verhindern, dass mögliche Kinder drogenabhängiger Eltern psychisch und körperlich unter den Folgen der Sucht leiden.
20min vom 19.10.2010
Das dürfte wohl die günstigste Lösung sein. Und ruft man sich Idiocracy in Erinnerung, ist es auch moralisch gerechtfertigt - also nicht nur legal, sondern auch legitim.

Volumen der organisierten Kriminalität

Die Hintermänner der organisierten Kriminalität verdienen nach Angaben der Vereinten Nationen jedes Jahr umgerechnet rund 115 Milliarden Franken. Der Grossteil der Summe, nämlich 100 Milliarden, gehe auf den Drogenhandel zurück, teilte das Uno-Büro für Drogen- und Kriminalitätsbekämpfung gestern in Wien mit.
20min vom 19.10.2010

Ist Statistik Hokuspokus?

In Israel sind am Samstagabend exakt die gleichen sechs Lotto-Zahlen gezogen worden wie im Vormonat. Rein statistisch gesehen ist das beinahe unmöglich.
Israelische Medien berichteten am Sonntag, insgesamt 95 Teilnehmer hätten richtig auf die gleichen Zahlen wie bei der Ziehung am 21. September getippt: 13, 14, 26, 32, 33 und 36.
Nur drei von ihnen wählten jedoch die richtige Zusatzzahl 2. Sie bekommen jeweils einen Gewinn von 4 Millionen Schekel (umgerechnet gut 1 Million Franken).
Der israelische Statistikprofessor Zvi Galula sagte der Nachrichtenseite «ynet», die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ergebnisses binnen weniger Wochen betrage 1 zu 4 000 000 000 000.
Der israelische Lottoverband beteuerte jedoch, es sei alles mit rechten Dingen zugegangen. In der «Welt des Glücks» sei eben alles möglich, hiess es in einer Mitteilung des Verbands.

Auch bei den Wahrscheinlichkeiten des Zusammenbruchs von Grossbanken täuschte man sich: Sie sind häufiger als erwartet. Und wenn jetzt sogar noch das Lotto, als ein sehr "reines" statistisches Umfeld, diese Unterschätzte Häufigkeit bestätigt, fragt sich, wie aussagekräftig die Statistik wirklich ist.

Samstag, 16. Oktober 2010

wirre, realitätsfremde Linke

Inzwischen wissen auch Linke, dass sie mit den Ideen des Sozialismus nicht mehr punkten können. Deshalb haben sie ihre Rhetorik den neuen Gegebenheiten angepasst. Geblieben ist die Vorliebe, in erster Linie über Werte und Ideen zu diskutieren. Die Probleme, die sich für Wirtschaft und Gesellschaft bei der Umsetzung der propagierten Ideen ergeben, werden ausgeklammert. Politiker und Medienschaffende lieben solche von der Realität losgelösten Wertediskussionen. Mit wenig intellektuellem Aufwand kann man sich als Anhänger neuer, sozialer und gerechter Gesellschaftsmodelle profilieren. Gleichzeitig können die Zweifler mit einem Verweis auf die übergeordnete Stellung der Werte und Ideen als unsozial diskreditiert werden.
Kurt Schiltknecht in der WeWo 40.10, Seite 22.

AHV: mehr Umverteilung als Versicherung

Es geht bei der AHV fast nur noch um Umverteilung, gestern vor allem zwischen den Generationen von Jung zu Alt und heute vor allem von Besserverdienenden zu Schlechterverdienenden. Die AHV ist technisch ein Steuer-Transfer-Umverteilungs-Mechanismus geworden. Die Bezeichnung Versicherung dient nur noch der Verschleierung.
Silvio Borner in der WeWo39.10, Seite 23.

risikogerechte ALV

Bezüglich der unterschiedlichen Risiken war die ALV jedoch von Anfang an nicht versicherungstechnisch ausgerichtet. Branchen wie etwa das Gastgewerbe oder die Bauwirtschaft verursachen «Schäden», die zwei- bis dreimal so hoch sind wie die Prämien, die bezahlt werden.

Fussballtrainer haben ein höheres Entlassungsrisiko als Professoren. Beide zahlen aber denselben Prozentsatz. Dies führt zu einer Subventionierung von instabilen Branchen, die volkswirtschaftlich unerwünscht sind.
Silvio Borner in der WeWo39.10, Seite 23.

Trunkenheitsstadien

0,2 bis 0,5 Promille
Nachlassen der Aufmerksamkeit und des Reaktionsvermögens. Seh- und Hörvermögen leicht vermindert. Kritik- und Urteilsfähigkeit sinken, höhere Risikobereitschaft.

ab 0,5 Promille
Probleme bei Nachtsichtigkeit und mit der Konzentrationsfähigkeit. Erste Gleichgewichtsstörungen, deutlich längere Reaktionszeit. Selbstüberschätzung nimmt zu.

ab 0,8 Promille
Räumliches Sehen ist beeinträchtigt, Blick verengt. Gleichgewichtsstörungen. Stark verlängerte Reaktionszeit. Selbstüberschätzung, Euphorie und zunehmende Enthemmung.

1 bis 2 Promille (Rauschstadium)
Verwirrtheit, Sprech- und Orientierungsstörungen, starke Gleichgewichtsstörungen. Lange Reaktionszeiten. Übersteigerte Selbsteinschätzung und Verlust der Kritikfähigkeit.

2 bis 3 Promille (Betäubungsstadium)
Ausgeprägte Gleichgewichtsstörungen. Reaktionsvermögen kaum mehr vorhanden. Gedächtnis- und Bewusstseinsstörungen, Verwirrtheit. Muskelerschlaffung und Erbrechen.

3 bis 5 Promille (Lähmungsstadium)
Ab 3 Promille: Bewusstlosigkeit, schwache Atmung, keine Reflexe. Ab 4 Promille: Lähmungen, Koma, unkontrollierte Ausscheidungen, Atemstillstand und Tod.

Vera Sohmer im Beobachter 24/09

Alkoholsucht

Für Fragen der psychischen Abhängigkeit ist die konsumierte Alkoholmenge unwichtig. Das massgebliche Kriterium hierfür: Genusstrinken oder eben nicht.
Alkohol geniessen bedeutet, bewusst zu riechen und zu schmecken.
Monique Helfer von der Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme.

Der Geniesser trinkt nicht wegen der stimmungs- und verhaltensverändernden Wirkung des Alkohols.
Gerhard Wiesbeck, Suchtmediziner an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel.

Viele Trinker bezeichnen sich als Genusstrinker. Sie spielen aber nur Versteckis.
Urs Ambauen vom Blauen Kreuz Zürich

Typisch beim Übergang zur Abhängigkeit sind das zunehmende Bagatellisieren und Verheimlichen des Trinkens. Oder wenn man sich zu rechtfertigen beginnt. Oder wenn man einen immer stärker werdenden Druck zum Trinken verspürt.
Heike Schwemmer von der Forel-Klinik, einer Fachklinik für Alkoholabhängige in Ellikon ZH

Den Ärger runterspülen, Schüchternheit überwinden, Stress abbauen, Langeweile überbrücken, Trauer erträglicher machen (...) Besonders anfällig sei man bei Lebensübergängen: vom Kind zum Erwachsenen, Berufseinstieg, Kinder bekommen, Midlife-Crisis, Pensionierung. Aber auch bei Brüchen wie Scheidung, Tod, Arbeitslosigkeit oder Krankheit
Urs Ambauen

Viele gestehen sich ihr Problem erst ein, wenn eine Reihe sozialer Probleme auftreten: Partnerschaftskonflikte, Arbeitslosigkeit, Fahrausweisverlust.

Wo beginnt die Sucht?

An der Grenze zur Abhängigkeit
  • Man denkt häufig an Alkohol: Sind genügend Vorräte vorhanden?
  • Schuldgefühle wegen des Alkoholkonsums.
  • Man vermeidet Anspielungen auf den Alkoholkonsum.
  • Heimliches Trinken, «vorsorgliches» Trinken.
  • Gieriges Trinken der ersten Gläser.

Psychische Abhängigkeit
  • Starker Wunsch oder eine Art Zwang, Alkohol zu konsumieren.
  • Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich Beginn, Beendigung und Menge des Konsums.
  • Eingeengte Verhaltensmuster: Trinken beeinflusst den Tagesablauf.
  • Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen und Interessen zugunsten des Trinkens.
Vera Sohmer im Beobachter 24/09

Währungskrieg in einer interdepenten Welt

Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem.
John Connolly, amerikanischer Finanzminister vor besorgten europäischen Finanzministern, in den 70ern.

China und USA: In Anspielung auf die Zeit des Kalten Krieges: "mutual assured destruction" (MAD), die gegenseitig gesicherte Vernichtungsfähigkeit der beiden grossen Akteure im Weltfinanzsystem.
Lawrence Summers

Nein, ein Währungskrieg ist dies nicht, keni epischer Kampf um den tiefsten Wechselkurs. Dazu fehlt das Motiv. Man will der Gegenseite ja nicht schaden oder diese gar niederringen, das wäre selbstzerstörerisch. Denn in der hochgradig interdependenten Weltwirtschaft sind alle Partner, nicht Gegner.
Dieter Ruloff in der NZZaS vom 10.10.2010, Seite 19.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Momente der reinen Seligkeit

Es gibt immer wieder Augenblicke, wo ich an die Geborgenheit in beheizten Räumen denke, während draussen Schnee fällt, an den Kuss, der sich umso wärmer anfühlt, je kälter die Luft ist, an das klare Licht von Herbst und Winter, und dann denke ich, diese Jahreszeiten sind eigentlich auch ganz schön. Und dann wird es einmal mehr Sommer, und ich merke, dass das grosser Quatsch ist. Es gibt nur diese eine Jahreszeit. Die richtig ist. Die glücklich macht. Die alles gut macht.
Die Momente, in denen ich das verstehe, sind solche, an die ich mich erinnern werde, wenn mir dereinst jemand in irgendeinem mentalen Training sagen wird, ich solle mir ein Bild der reinen Seligkeit vergegenwärtigen. Es sind Momente, in denen die Hitze des Tages langsam abklingt, das Licht nicht mehr weiss gleisst, sondern gelb und sanft wird und die ersten Bierflaschen aneinanderklirren. In diesen Momenten ist viel Wasser, Fluss- oder Seewasser, und Badebekleidung. Die Haut ist trocken und sauber, oberflächlich kühl nach dem letzten Bad, der Schweiss und das Büro und die fettige Sonnencreme sind abgewaschen. Da sind nicht mehr: alle, die weg mussten, die Kinder heimbringen; abholen; zu einem wichtigen Abendtermin; eine Serie schauen. Es ist gut so. Da sind: Freunde, gern auch Bekannte, aber sogar Fremde sind einem nah in diesen Momenten. Der Sommer kann das.
Menschen sehen schön aus in diesem Licht. Es verfängt sich in den Haaren der Frauen, es gibt keine Frisuren mehr, nur noch Haare, was sie halt sind. Augenfarben verändern sich, vielleicht sieht man sie auch zum ersten Mal. Dieses Licht zeichnet die Kantigkeit der Männer weich. Das Gegenteil von dem passiert, was weibliche Journalistinnen aus Unzufriedenheit mit sich selber während dieser Zeit so verzweifelt postulieren — Schlankheit sei nun ein für alle Mal out, Rundungen und Weiblichkeit in: In diesen Momenten gibt es keine Diktate mehr, keine Evaluation, nur noch Körper, Männer und Frauen, was sie halt sind. Alle Wangen leicht gerötet, vielleicht wegen zu viel Sonne, wahrscheinlich wegen der Seligkeit. Verliebte haben rote Wangen. Vielleicht fühlt man sich selber verliebt, nur weil die anderen verliebt aussehen. Der Sommer kann das.
Es gibt nichts zu tun an solchen Frühabenden, als wie ein Kaltblüter dazuliegen und alles aufzusaugen, was man braucht. Die Zeit schmilzt. Nichts ist mehr wichtig, ausser genau dort zu sein. Man wird zurückversetzt in die Kindheit, in die schiere Freude am Sommer. Sommer hiess zwar vor allen Dingen grosse Ferien damals, denn Jahreszeiten sind Kindern egal. Aber er bedeutete schon damals genau dasselbe wie heute: der Ausblick auf zurechtgebogene Regeln, auf länger Aufbleiben, auf draussen sein mit Freunden, auf Quatsch machen, Spass haben. Sommer ist der Ausnahmezustand, der eigentlich Normalfall sein sollte. Wir legen uns auf den Boden, in allen anderen Jahreszeiten eine unvorstellbare Sache. Wir denken nicht mehr so sehr an die Zukunft, es geht nur noch um die endliche Unendlichkeit dieser Monate, im Hinterkopf die Erfahrung und Shakespeare: Denn kurz nur währt des Sommers Herrlichkeit. Wir werden wieder zu Menschen in dieser magischen Zeit. Nur der Sommer kann das.

Michèle Roten im Tagi-Magi vom 24.7.10

Samstag, 9. Oktober 2010

Ursache-Wirkung, Wille-Schuld und Zufall

Alles heute beruht auf der Erkenntnis des Kausalen: Jede Ursache hat eine Wirkung, jede Wirkung eine Ursache.
Unsere ganze Gesellschaft beruhe auf der Hypothese des freien Willens...Ohne freien Willen gäbe es keine Schuld und ohne Schuld kein Strafrecht.

Während man früher sagte, sie hat Pech mit Männern, sagt man heute, sie sucht sich immer die Falschen. Und sterbe eine Hundertjährige an einer Lungenentzündung, sagt Hampe, äussere bestimmt irgendjemand den Verdacht, dass das nicht passiert wäre, hätte man rechtzeitig ein Antibiotikum gegeben.

Wie war es, wenn der Mann früher fremdging? Die Frau hatte nicht das Gefühl, sie müsste ihren Mann in der Liebe glücklich machen, sie musste allenfalls willig sein. Heute muss Sex jedes Mal ein Rausch sein. Und wenn sich der Mann eine andere nimmt, zieht die Frau den Schluss, sie ist nicht sexy genug.
Erica Meier, Psychoanalytikerin

Ich kann den Modebegriff Mobbing nicht ausstehen. Er suggeriert zu oft, die andern sind schuld. Selbst wenn jemand in einer Situation Opfer ist, kann eine Veränderung angestrebt werden. Auch ein Opfer hat eine Wahl.
Erica Meier, Psychologin


Sie sagt, sie sei enttäuscht. Ständig das Später vorgehalten zu kriegen, alles planen zu sollen, nehme ihr die Lebensfreude und das Gefühl, frei zu sein.
«Ich will mich lieber mit offenem Herzen und Auge, wie ein Kind, durch die Welt bewegen. Alles wie ein Puzzle lassen, nichts festkleben, anstatt mir die populären Bilder in den Kopf hämmern lassen.»

Anuschka Roshani im TagiMagi vom 4.9.10.

linker Irrweg

Inzwischen wissen auch Linke, dass sie mit den Ideen des Sozialismus nicht mehr punkten können. Deshalb haben sie ihre Rhetorik den neuen Gegebenheiten angepasst. Geblieben ist die Vorliebe, in erster Linie über Werte und Ideen zu diskutieren. Die Probleme, die sich für Wirtschaft und Gesellschaft bei der Umsetzung der propagierten Ideen ergeben, werden ausgeklammert. Politiker und Medienschaffende lieben solche von der Realität losgelösten Wertediskussionen. Mit wenig intellektuellem Aufwand kann man sich als Anhänger neuer, sozialer und gerechter Gesellschaftsmodelle profilieren. Gleichzeitig können die Zweifler mit einem Verweis auf die übergeordnete Stellung der Werte und Ideen als unsozial diskreditiert werden.
Kurt Schildknecht in der WeWo40.10, Seite 22.

Opfer der Gene und Hormone?

...die Gehirne beider Geschlechter passen sich nach neuerer Forschung jeder neuen Erfahrung an und sind sehr viel veränderbarer, als noch vor einem Jahrzehnt angenommen. Dennoch werden Männer in ihrem neuen Buch vorwiegend als Opfer ihrer Gene und Hormonausschüttungen dargestellt.
Menschliche Entscheidungen gegen die biologischen Impulse des Gehirns sind nicht nur möglich, sondern alltäglich. Man nennt es Zivilisierung, und man muss es tun. Ich glaube, es hilft, wenn man weiss, welches die Impulse sind, die man niederzuhalten versucht. Aber Tiger Woods kann sich damit nicht entschuldigen. Wenn ein Mann Frau und Kinder hat, ist es völlig egal, ob er ein mehr oder weniger langes Rezeptoren-Gen für Vasopressin hat. Er trägt ihnen gegenüber Verantwortung. Aber möglicherweise ist es nützlich, zu wissen, dass man ein kurzes Gen hat und deswegen härter arbeiten muss, um treu zu sein. Genau so, wie es nützlich ist, zu wissen, dass man gefährdeter ist als andere, Diabetes oder einen Schlaganfall zu bekommen.»
Beatrice Schlag in der WeWo16.10, Seite 30ff, bezieht sich auf Louann Brizendine: The Male Brain, Random House, 2009, 304 Seiten.

Die Tage der fähigen Verräterin sind gezählt

  • 1999 - 2008 Finanzdirektorin des Kantons Graubünden
  • Präsidentin der Konferenz der kantonalen Finanzdirektoren
  • Mitglied des Bankrats der Schweizerischen Nationalbank
In Bundesbern umreissen einige Parlamentarier das Kalkül Widmer-Schlumpfs so: Als Finanzexpertin ist sie weitherum anerkannt. Das Parlament dürfte 2011 Hemmungen haben, eine Bundesrätin abzuwählen, deren fachliche Eignung kaum jemand in Zweifel zieht. Diese Überlegungen haben allerdings mehrere Haken: Mit der Annahme ihrer Wahl im Dezember 2007 hat Widmer-Schlumpf selber dazu beigetragen, die Hemmschwelle bei der Abwahl amtierender Bundesräte zu senken. Und die Bündnerin wird 2011 ohne richtigen Leistungsausweis dastehen: Die drei Jahre in der Justiz waren zu kurz, und das eine Jahr bei den Finanzen ist es wohl auch. Hans-Rudolf Merz hat zwar einiges verbockt, aber die Finanzen liefen ihm nicht aus dem Ruder. Der Schweizer Staatshaushalt ist solid. Es wird seine Zeit dauern, bis Widmer-Schlumpf als Finanzministerin Spuren hinterlässt.
Francesco Benini in der NZZaS vom 3.10.10, Seite 24f.

Montag, 4. Oktober 2010

teurer Fehler deutsche Wiedervereinigung

Die grossenteils verrotteten Staatsbetriebe werden einer Treuhandgesellschaft übertragen, die in den folgenden vier Jahren 14 500 von ihnen privatisiert und 3500 stelllegt. Die Treuhand hinterlässt Ärger, Misstrauen und 275 Milliarden D-Mark Schulden.

Und nun beginnt Westdeutschland zu bluten unter dem gewaltigsten Hilfsprogramm der Weltgeschichte: 1600 Milliarden Euro sind seither von West- nach Ostdeutschland geflossen, 219 Millionen Euro Tag für Tag. Sanieren, modernisieren, verschönern!

Wolf Schneider im NZZ Folio 10/2010, Seite 17.


Die Kluft zwischen Ost und West ist unverändert gross. Die Arbeitslosenquote im Westen beträgt 6, im Osten aber 11 Prozent. Die Differenz ist in den 20 Jahren nach der Wiedervereinigung nicht geringer geworden. Ein Arbeitnehmer im Osten bekommt nur drei Viertel dessen, was sein Kollege im Westen verdient. Die Wirtschaftsleistung in den östlichen Bundesländern beträgt im Vergleich zum Westen nur 70 Prozent.

Exodus
Die Bevölkerungszahl im Osten ist seit 1990 um 1,7 Millionen auf 13 Millionen Einwohner geschrumpft. Vor allem die junge Generation machte sich auf den Weg in den Westen und hinterliess Dörfer, in denen nur noch Rentner leben.

Gerd Kolb in der NZZaS vom 3.10.10, Seite 5.

Sonntag, 3. Oktober 2010

intellektuell verarmte Sozialdemokratie (D)

Fünf sozialdemokratische Parteien sitzen im deutschen Bundestag. Über die Sozialdemokraten braucht man nicht zu sprechen. Die Unionsparteien haben unter Merkels Führung sukzessive sozialdemokratische Positionen besetzt, und selbst ihre eigenen Anhänger sind nicht mehr in der Lage, Restbestände des einst hochgehaltenen Konservatismus zu finden.

Die Grünen haben ein Hauptthema, die Umwelt, das nicht zwingend eine bestimmte wirtschaftspolitische Ordnung voraussetzt, doch sie denken wie Sozialdemokraten: Sie wollen besteuern und umverteilen. Etwas anderes will auch die Linkspartei nicht…

Die Liberalen möchten den Mittelstand etwas entlasten, das ist alles. Im Übrigen schwimmen auch die Liberalen im breiten Strom der Mitte. Sie fördern Kultur und Wissenschaft, sie wollen den Sozialstaat und die soziale Marktwirtschaft.

Der breite politische Konsens verführt dazu, heikle Fragen zu verdrängen und intellektuelle Tabuzonen zu schaffen. Doch die «Debatte», die der Sozialdemokrat ausgelöst haben will, ist steril und oberflächlich geblieben. Nur ganz wenige Medien und Politiker haben sich mit seinen Thesen intensiv auseinandergesetzt. Die meisten beliessen es bei den bekannten rituellen Tänzen schneller Entrüstung und politischer Korrektheit. Das führt zwangsläufig zu intellektueller Verarmung.

Vieles spricht dafür, dass die Deutschen, wagte man nur etwas mehr direkte Demokratie, ihre D-Mark schon längst wieder hätten – nun, nach der Griechenland-Krise, erst recht. Dass sich Berlin niemals in Afghanistan engagiert hätte, steht fest; vielleicht hätte man sogar bereits der EU den Rücken gekehrt.

Das stimmt nachdenklich. Deutschland, so scheint es, ist mittlerweile so weit nach links gerückt, dass seriöse Debatten über die Nachhaltigkeit volkswirtschaftlicher Modelle nicht mehr zu führen sind.

Handlungsfähigkeit ist nicht das Privileg autoritärer Eliten. Nicht die Parteiendemokratie Deutschland, nicht das zentralistische Frankreich hat die Schulden gering gehalten, sondern die Schweiz, in der der angeblich so unzuverlässige, verschwendungssüchtige und leicht zu verführende Bürger überall dreinreden kann. Das sollte nicht zu Überheblichkeit verleiten. Aber es deutet an, dass sich etwas mehr Respekt vor dem Bürger lohnen kann. Zurückhaltende staatspolitische Vernunft kommt nicht von oben, sondern von unten. Sie wächst aus den kleinen Gruppen, aus den Familien und Gemeinden…

Ulrich Schmid in der NZZ vom 25.09.2010, Seite 57.

Montag, 27. September 2010

Das Wesen der Intelligenz

Im Kern der Intelligenz seht das Denkvermögen: die Fähigkeiten zum Schlussfolgern, zur Abstraktion, zu Verständnis und Einsicht. Intelligenz operiert mit Wissen: Sie erleichtert den Erwerb von Wissen und wird dadurch gleichzeitig selbst gefördert.

Disziplin - von regelmässigem Schulbesuch bis zu geringen Störungen im Unterricht - fördert die Entwicklung von Kompetenzen, auf internationaler Ebene auch messbar den Wohlstand.

Werden Denken, Wissen, intellektuelle Autonomie und Fleiss geschätzt? Lohnen sich Bildung und Intelligenz, oder geht der Weg zu gesellschaftlichem Erfolg auch über Beziehungen? Bürgerliche Orientierungen, der Protestantismus, der Konfuzianismus und das moderne Judentum haben Selberdenken, Anstrengung und Bildung hochgehalten. Noch heute findet man höhere Intelligenzwerte in protestantisch und konfuzianisch geprägten Gesellschaften, gefolgt von katholisch geprägten, deutlich dahinter liegen muslimisch oder animistisch dominierte.

Heiner Rindermann in der NZZaS vom 12.9.2010, Seite 54f.

Neukölln

Multikulti ist gescheitert.
Heinz Buschkowsky, Bürgermeister von Neukölln.

Parallelgesellschaft...ohne Integrationswillen...eine weitere verlorene Generation...Trainingsanzug...Turnschuhe...Nachhilfestunde...Problemviertel...muslimische Zuwanderung...Arbeitslosigkeit, Jugendkriminalität, mangelnde Bildung, fehlende Deutschkenntnisse...Schlägereien, Pöbeleien, Respektlosigkeit.

Das Klima ist so gewalttätig, dass sich Polizei und Jugendamt oft scheuen, das deutsche Recht durchzusetzen.

Café-Häuser mit Spielautomaten und Wettbüros für Pferderennen, vor denen dunkelhaarige Männer mit schwarzen Lederjacken angespannt auf ihre Wettzettel starren. Wenn das Hartz-IV-Geld ausbezahlt wird, herrscht hier Hochbetrieb.

Neukölln: 305'000 Einwohner
Die Hälfte mit Migrationshintergrund
bei den unter 18-jährigen: 80%.

Die Hälfte der Schülerinnen und Schüler in Neukölln brechen die Schule sogar ab oder hören nach dem Ende der Hauptschule auf.

"Ich werde Hartzer." Wen erstaunt's? Ihre Väter sind Hartz-IV-Empfänger. Sie leben ihnen vor, dass man nicht schuften muss, um Geld zu erhalten.

Mit Hartz IV und dem Kindergeld verdienen sie mehr als ein Professor an der Uni Beirut.
Mengelkoch

Deutsche Tugenden wie Fleiss, Pflichtbewusstsein und Leistungswille scheinen nichts mehr wert. Es ist diese bildungsferne Schicht, die Neukölln zu schaffen macht. Und: Genau diese Gesellschaftsschicht wächst.

Statt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, ziehen sich ihre Mitglieder in hierarchischeund geradezu archaische Familienstrukturen zurück, wenden sich der Religion zu, leisten Schwarzarbeit.

Die sagen uns: Deutschland ist schön, nur die Deutschen stören.
Heinz Buschkowsky, Bürgermeister von Neukölln.

Dass Bessergestellte das Quartier verlassen, belegen auch wissenschaftliche Studien. Die Folge ist klar: Die Ghettoisierung Neuköllns schreitet voran.

Druck hat auch Buschkowsky angewendet, als er als erster Bürgermeister eine Frau in Burka eingebürgert hat. "Ich habe ihr gesagt, entweder nehmen Sie die Gardine weg, oder Sie werden nicht eingebürgert und können in Frieden mit Allah weiterhin Ausländerin sein", erzählt Buschkowsky. Die Frau habe es sich gut überlegt und am Ende die Burka für die Einbürgerung abgelegt. Ein kleiner Sieg.

Gordana Mijuk in der NZZaS vom 19.9.10, Seite 24f.

Sonntag, 26. September 2010

EU-Funktionäre fehlbarer als Marktkräfte

Die EU schafft eine neue Superbehörde für Finanzaufsicht, welche sich...
schwerpunktmässig mit Banken, mit Versicherungen und mit Wertpapierhandel befasst.
Wir sind mehr als sekptisch, ob sich die hochfliegenden Erwartungen erfüllen werden. Ist aus der Geschichte auch nur ein Beispiel bekannt, wo Funktionäre und Beamte ein relevantes wirtschaftliches Risiko früher gesehen haben? Der Glaube daran, der Staat werde Managementfehler erschweren oder gar verunmöglichen, ist auch logisch falsch. Wenn es so wäre, müsste der Staat die Kontrolle über die Wirtschaft gleich vollständig an sich ziehen. Die Schweiz sollte sich hüten, diesem Vorbild nachzueifern.
Roger Köppel in der WeWo36.10, Seite 5.

Problem: zurückgebliebene Osteuropäer

Die Ausweisung von Roma ist blosse Symptombekämpfung.
Um die verfolgte und verarmte Minderheit der Roma ans moderne europäische Leben und dessen wirtschaftliche Chancen heranzuführen, hilft vor allem Bildung. Am besten in ihren Herkunftsländern. Das hat die EU längst erkannt. Der Europäische Sozialfonds stellt twa Rumänien allein zwischen 2007 und 2013 vier Milliarden Euro für entsprechende Projekte zur Verfügung. Das Land hat bis jetzt nur ein Prozent dieser Summe abgerufen. Da liegt das Problem.
tis. in der NZZaS vom 19.9.10, Seite 19.

Samstag, 25. September 2010

Agrarprotektionusmus

In den vergangenen Jahrzehnten lag der Selbstversorgungsgrad stets zwischen 55 und 60 Prozent, jedoch kaum je darüber selbst im Zweiten Weltkrieg zu Zeiten der zum bäuerlichen Mythos hochstilisierten Anbauschlacht.

Der vergleichsweise niedrige Selbstversorgungsgrad ist leicht zu erklären: Die Schweiz verfügt als dichtbesiedeltes und zur Hälfte von Bergen bedecktes Land im Ländervergleich über die weitaus kleinste intensiv nutzbare Agrarfläche pro Einwohner, nämlich 14 Aren. In Deutschland sind es mit 21 Aren 50 Prozent mehr, Frankreich kommt sogar auf 45 Aren pro Einwohner. Auf der beschränkten landwirtschaftlichen Nutzfläche produziert die schweizerische Landwirtschaft heute schon so intensiv, als ob Krieg wäre.

Wie lange sind schweizerische Steuerzahler und Konsumentinnen noch willens, milliardenschwere Opfer zu erbringen für den kostspieligen Agrarschutz, der die überfällige Lösung der Strukturprobleme der Schweizer Landwirtschaft nur weiter verzögert?
Hans Rentsch in der WeWo35.10, Seite 38.