Samstag, 22. Oktober 2011

Global Wealth Report








Global Wealth Report 2011 by Credit Suisse Research Institute, October 2011

Freitag, 21. Oktober 2011

Köppels Bedauern mit dem Freisinn

Mir tut es leid um die Freisinnigen. Die FDP serbelt seit Jahren, dabei ist sie eine wichtige Partei. Es wäre nicht gut für die Schweiz, wenn der Freisinn zur Bedeutungslosigkeit verkäme. Anders als die CVP, die ihre historische Mission, die Katholiken als in jeder Beziehung gleichberechtigte Bürger in der Schweiz zu etablieren, Anfang der siebziger Jahre erfüllt hat, steht die FDP, theoretisch, für zukunftsfähige Werte: Schweiz, mehr Freiheit, weniger Staat, tiefere Steuern, mehr Wettbewerb. Auf die CVP könnte die Schweiz heute verzichten, auf die FDP nicht.

Roger Köppel in der WeWo42.11, Seite 5.

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Free Trade nützt der Dritten Welt mehr als Fair Trade

Schuld an den schlechten Bedingungen in der Dritten Welt ist nicht der marktorientierte Handel, sondern der Agrarprotektionismus der hochentwickelten Länder. Freetrade and Fair Trade
Bio-, Fair Trade-, GVO-Produkte kosten mehr. Immer mehr Leute sind bereit diesen Aufpreis zu zahlen. Kein Problem, jedoch:
  1. Wie gross ist der Weltmarktanteil im relevanten Markt? 1/10'000
  2. Wie viele Personen profitieren wirklich davon? 1.5 Mio. Produzenten, inkl. Arbeiter und Angehörige ca. 10 Mio. Personen – im Gegensatz zu Milliarden von Menschen, die dank der Marktwirtschaft der bittersten Armut entkommen sind. Weiter bieten die Ärmsten der Armen gar nicht die Infrastruktur, um kontrollierten Fair Trade ernsthaft zu betreiben.
  3. Wirkungsgrad: Wie viel Kohle kommt wirklich beim Produzenten an? 10-25% gem. verschiedenen Studien zum Kaffee.
Das wirkliche Problem sind die Exportbeschränkungen in armen Ländern und die Importzölle im Westen, aka Agrarprotektionismus.
Fair Trade ist ein sehr zweischneidiges Instrument, das eher auf die Emotionen und Illusionen der verwöhnten westlichen Konsumenten als auf die langfristigen Entwicklungschancen der ärmsten Länder abzielt.
Silvio Borner in der WeWo40.11, Seite 19.

Flat Tax wäre ein Fortschritt

Statt mit neuen Steuerprojekten und höheren Steuern illusiorischen sozialpolitischen Zielen nachzurennen, sollten die immer komplexeren Steuersysteme vereinfacht und so konzipiert werden, dass die Kosten für das Eintreiben der Steuern niedrig sind und nur noch geringe Anrzeite zur Steuerhinterziehung bestehen. Eine Flat Tax würde diese Anforderungen erfüllen.
Kurt Schiltknecht in der WeWo41.11, Seite 19.

Erotisches Kapital

Anna verlor ihren Job als Analystin einer Bank und musste hart an sich arbeiten, um eine neue Stelle zu finden. Sie ass weniger, trainierte, verlor Gewicht und sah bald zehn Jahre jünger aus. Sie ging zum Coiffeur, tönte sich ihre Haare und legte sich einen neuen Kurzhaarschnitt zu, mit dem sie viel lebendiger aussah. Sie kaufte sich einen teuren Anzug, der ihre Figur betonte und der sie in den Bewerbungsgesprächen attrativ und selbstbewusst machte. Drei Monate später hatte sie einen Job gefunden, in dem sie fünfzig Prozent mehr verdiente als im alten.
Cathrine Hakim, London School of Economics, "Honey Money – The Power of Erotic Capital" zitiert von Andreas Kunz in der WeWo40.11, Seite 48.

Tiger-Mutter

Endloser Drill, null Toleranz für Noten unter 6 und kein Zögern, die Kinder als "Abfall" zu beschimpfen. In einem Buch preist eine chinesisch-amerikanische Mutter die ultrastrenge Erziehung. Die Empörung darüber ist Zeichen westlicher Verunsicherung.
So läufts im Westen
  • Lascher westlicher Erziehungsstil
  • Angst vor einer Traumatisierung des kindlichen Seelenheils
  • Es fehlt an Autorität
  • Die nachgiebige Art verwöhnte Kinder mit überzogenen Ansprüchen
--> Kinder sehen keine Veranlassung, ihre Fähigkeiten auszuschöpfen
Das Ideal des Ostens
  • Fleiss und Disziplin
  • Konsequent auf Leistung orientiert
  • Keine Note unter 6 – ausser Turnen und Theaterspielen
  • Nie öffentlich loben
  • Parteiisch für die Gegenseite
  • Kinder dürfen nicht auswärts übernachten oder andere Kinder zu spielen treffen
  • Kein Gejammer
  • Kein Fernsehen oder Computerspiele
  • Geige oder Klavier spielen
Martin Helg in der NZZaS vom 23.01.2011, Seite 77f.

Zeitgemässe Formen des Zusammenlebens

Neue Ausgangssituation
Globalisierung, Individualisierung, Liberalisierung, Multioptionsgesellschaft, Konsumwelt, Lebensgenuss, Entfaltung, Selbstverwirklichung, Erwartungen, Angebot, exzessive Selektion
Ist es nicht Wahnsinn, die Institution Ehe auf so etwas Unfassbares und Flüchtiges wie die Liebe gründen zu wollen? Oder, wie es Hondrich formuliert: das Beständigste auf das Vergänglichste, das Alltägliche auf das Ausseralltägliche, das Reale auf das Romantische zu bauen? "Liegt hier", fragt er sich, "ein grundlegender Konstruktionsfehler moderner Gesellschaften vor?"
  • Ehe: Bund fürs Leben, exklusive Zweierbeziehung, Utopie der totalen, ausschliesslichen Liebe
  • Serielle Monogamie
  • Offene Beziehung
  • Polyamoristen: Quadratur des Kreises: sexuelle Freiheit und die Wärme einer Partnerschaft, Treue gegenüber mehreren Personen, keine "Ich will dich ganz für mich oder gar nicht"-Liebe, sinnliche Liebe lässt sich nicht auf eine Person beschränken.
Treue: Ideal und doch realitätsfremd (Die Zeit)
Die westliche Strenge im Ahnden von Untreue stellt weltweit eher einen Sonder- als einen Normalfall dar.
Pamela Duckermann in der kulturvergleichenden Untersuchung "Fremdgehen"
 
Im Gegensatz zu früher stellt bei uns der Seitensprung eben mittlerweile nicht nur einen gesellschaftlichen Verstoss dar, den es nach Möglichkeit zu verstekcen gilt, sondern auch einen psychologischen Makel. Wir haben die klassisch-bürgerliche Ächtung des Fehltritts so verinnerlicht, das wir sogar bei einem unverheirateten Paar heute strengere Massstäbe anlegen, als das früher bei Eheleuten der Fall war. Der Ehebrecher muss sich heute nicht nur moralische Vorhaltungen gefallen lassen, sondern auch Fragen nach seiner Reife, seiner Beziehungsfähigkeit oder gar nach einer allfälligen Sexsucht.
David Signer in der NZZaS vom 24.04.2011, Seite 73f.